… und dann ist alles anders. So oft haben sie sich in den vergangenen neun Monaten gefragt, wie aufregend, schön, spannend, auch anstrengend ihr neues Leben mit dem Baby wohl wird. So oft haben die werdenden Großeltern, Freundinnen und alle möglichen neunmalklugen Ratgeber ihnen prophezeit, was da auf sie zukommen wird. Jetzt ist das Baby endlich da. Und die jungen Eltern stellen fest: Man kann es sich tausendmal vorhersagen. Aber man kann es nicht vorherfühlen.
In den ersten Stunden und Tagen nach der Geburt werden Mütter und Väter überschwemmt von Gefühlen. Da ist die zärtliche Liebe, die ein Baby mit seiner rührenden Hilflosigkeit weckt. Der zeitlose Frieden, den sein Schlaf ausstrahlt.
Irgendwann, lange bevor ich schwanger wurde, hatte ich diese Legende gehört: Dass Gott jedem Kind in dem Moment, in dem es geboren wird, einen Kuss mit auf den Weg gibt. Jetzt, als Marie im Kreißsaal auf meinem Bauch lag und mich aus großen, unergründlich tiefen Augen anschaute, wusste ich: Ja, so ist es!
Anne, 28
Die Begeisterung über sein erstes Lächeln, der Stolz, wenn andere es bewundern. Und da ist ehrfürchtiges Staunen über das Wunder der Entstehung dieses neuen Lebens. Die Dankbarkeit für ein Geschenk, das die Eltern sich allein nicht „machen“ konnten. Viele Mütter und Väter entdecken durch dieses Erlebnis unverhofft wieder einen neuen Zugang zu Gott.
Aber auch ganz andere Gefühle lernen junge Eltern jetzt kennen. Manche durchleben einen Absturz aus ihren Träumen. Bei einigen wächst sich der „Babyblues" womöglich sogar zu einer nachgeburtlichen Depression aus (› Auf der Achterbahn der Gefühle). Wohl alle Eltern erleben Momente, in denen sie sich überfordert fühlen. Nicht mehr die eigenen Wünsche und Pläne, sondern die Bedürfnisse des Babys bestimmen jetzt den Lebensrhythmus. Junge Eltern sind in vielfacher Weise herausgefordert. Es gibt viele neue Themen: Zum Freuen. Zum Reden. Aber auch zum Streiten. Da ist es ganz normal, sich zwischendurch gestresst zu fühlen. Es ist ein Prozess, sich an das Leben mit dem Baby zu gewöhnen und sich miteinander vertraut zu machen. Niemand kann und soll perfekt sein!
Wissenschaftliche Studien zeigen: Mütter und Väter, die ihr Baby liebevoll beobachten, verstehen sein Verhalten immer besser, reagieren höchst feinfühlig und situationsorientiert darauf und tun genau das, was es braucht. Hilfreich ist es, wenn Eltern sich in den ersten Lebenswochen intensiv dem Neugeborenen widmen und
Dann gewinnen sie immer mehr Sicherheit und finden umso eher aus dem Drunter und Drüber der ersten Wochen in ihre neuen Rollen als Mutter und Vater.
Wie soll ich das beschreiben, diesen ersten Moment? Ich halte meine Tochter Mia im Arm, ein Stück von mir selbst, und das Leben verändert sich. Sofort, von der ersten Minute an. Es ist ein Glücksgefühl, das ich mit keinem anderen vergleichen kann. Dieses hilflose Wesen gehört zu mir. Ich bin ihr Vater. Das ist nicht mehr umkehrbar. Ich bin verantwortlich.
Jetzt sind Nicole und ich nicht mehr nur zu zweit, haben nicht mehr nur unseren Rhythmus. Unsere Tochter gibt uns eine neue Richtung vor. Ja, klar, anfangs fühle ich mich immer wieder mal unsicher, bin vorsichtig, will alles richtig machen. Aber ganz bald merke ich, was Mia mag. Und anders als bei fremden Kindern habe ich oft das Gefühl, dass ich weiß, was ihr gut tut, spüre, was sie braucht. Es gibt da keine offensichtlichen Zeichen, ich merke es einfach, instinktiv.
Es tut mir auch gut, dass meine Frau und ich von Anfang an gleich viel Verantwortung übernommen haben. Glücklicherweise schläft Mia abends erst spät ein. So kann ich, obwohl ich beruflich gleich wieder gefordert bin, viel Zeit mit ihr verbringen. Am Abend, am Morgen, manchmal sogar in der Nacht. Von Stress keine Spur, irgendwie überwiegt fast immer das Glücksgefühl. Nichts ist alltäglich. Ich kann mit meiner kleinen Tochter zusammensein, sie im Arm wiegen, sie streicheln und beruhigen, einfach nur halten … Und spüre ihr Vertrauen.
Diese Ruhe überträgt sich auch auf mich. Auch für mich zählt nur dieser Moment, alles andere ist gar nicht wichtig. Mia ist das Besondere.
Christian, 35
Als unsere Tochter geboren wurde, ging vor dem Kreißsaal-Fenster gerade die Sonne auf. Es war unglaublich schön, Alida endlich im Arm zu halten. Irgendwie schaffte sie es, ihren Kopf zu drehen. Sie sah uns an und lächelte. Wir mussten sie immer wieder anschauen: die kleine Nase, die vielen schwarzen Haare, die Hände … Aber ganz schnell meldete die junge Dame ihre Bedürfnisse an. Dazu kamen die Abläufe des Krankenhauses – zum Beispiel durfte ich nachts um drei lernen, ein Baby zu baden.
Endlich zu Hause wurde uns allmählich bewusster: Das ist unser Kind, es gehört ab jetzt zu uns. Alida ist ein Geschenk. Ein einzigartiges Geschenk Gottes an uns, für das wir die Verantwortung tragen. Werden wir alles richtig machen? Was ist eigentlich „das Richtige“? Wir liebten sie mit jedem Tag mehr. Und wir lernten sie kennen, ihre Bedürfnisse besser zu verstehen, und versuchten, ihr eine tiefe Geborgenheit zu schaffen. Dass dabei vieles einfach nicht in unserer Hand liegt, empfanden wir als entlastend. Wir vertrauten darauf, dass Gott sie behütet und in seinem Segen bewahrt.
Die ersten drei, vier Wochen waren ziemlich turbulent. Viele Handgriffe mussten wir erst üben. Die Familie wollte den Zuwachs kennen lernen, manche berufliche Termine drängten. Aber Alida machte es uns leicht: Sie weinte nur, wenn wir ihre ersten Hungerzeichen verpassten, schlief nachts gut und genoss es zu kuscheln. Nach sechs Wochen waren wir in unserem neuen Leben als Familie angekommen.
Marie, 30