Die allermeisten Babys erleben in diesen Wochen eine Premiere. Nachdem sie bisher ausschließlich Muttermilch oder Babynahrung aus dem Fläschchen bekamen, brauchen sie nach einem knappen halben Jahr zum Wachsen und Gedeihen mehr (sagen Ernährungswissenschaftler und Kinderärzte). Also tischen Mama und Papa jetzt den ersten Brei auf.
Für die Großen wie für die Kleinen bringt das einige Mühe mit sich. Die einen müssen sich an festere Kost, neue Geschmacksnoten und andere Mundbewegungen beim Essen vom Löffel gewöhnen. Die anderen müssen sich über die „richtigen“ Zutaten, ihre Zubereitung und / oder die Qualitäten von „Gläschenkost“ und anderen Fertigprodukten schlau machen. (Alle wichtigen Informationen dazu finden Eltern in den Broschüren des Netzwerks Gesund ins Leben, www.gesund-ins-leben.de.)
Allerdings setzen die Empfehlungen der Ernährungsexperten, die Portionsgrößen in Rezepten und die Füllmengen von Babykost-Gläschen Eltern manchmal unnötig unter Druck. Denn schon bei den Kleinsten gibt es gute und weniger gute „Esserinnen und Esser“, die zum Sattwerden und Gedeihen unterschiedlich große Mengen an Nahrung brauchen. Und auch bei Babys schwankt der Appetit – genau wie bei Erwachsenen – je nach ihrer Aktivität. Statt ihr Kind mit List oder gar Druck zum Aufessen zu nötigen, richten Eltern sich also besser nach seinen Hunger- und Sättigungssignalen und achten vor allem auf eine gelöste Atmosphäre. Umso bereitwilliger wird es bei der nächsten Mahlzeit wieder zulangen.
Außerdem dürfen Eltern im Blick auf die Zukunft nicht vergessen: Essen ist mehr als Aufnahme von Kalorien und Nährstoffen. Am Esstisch erleben Familien Gemeinschaft, die allen Beteiligten Freude machen soll. Gut deshalb, wenn Väter und Mütter
Die Versuchung ist groß: Wenn das Baby sich im Autositz oder Kinderwagen langweilt, wenn es sich weh getan hat oder beim Telefonieren stört, schafft das Fläschchen schnell Ruhe. Doch die Dauernuckelei hat fatale Folgen — Karies, Übergewicht und, vielleicht am schlimmsten: Auf die Dauer lernen Kinder so, Spannungen und Enttäuschungen durch Essen oder Trinken zu übertünchen. Sie ersetzen damit, was sie eigentlich brauchen: Zuwendung, Anregung, Trost.
Und noch eine wichtige Funktion haben die Mahlzeiten, gerade bei den Kleinsten: Sie gliedern den Tag. Morgens, gleich nach dem Aufwachen, gibt’s eine Portion (Mutter-)Milch, nach der ersten Spielphase eine Banane, nach dem Mittagsschlaf einen dicken Milchbrei und abends, wenn Papa oder Mama nach Hause kommt, Gemüse mit Kartoffelpüree oder Nudeln. Alle diese Fixpunkte helfen Kindern, das eigene Leben besser zu überschauen und Vertrauen in wiederkehrende Abläufe zu gewinnen – vorausgesetzt, die Eltern halten sie zuverlässig durch (was gelegentliche Ausnahmen nicht ausschließt). Und das bedeutet auch: Vertrauen in das Leben.