Samstag, 13:45 Uhr

Wenn Babys sprechen lernen

Auf dem Weg zur Muttersprache

Wenn sie sich selbst bei einem alltäglichen Dialog mit ihrem Baby beobachten könnten, wären viele Erwachsene peinlich berührt. Diese künstlich gehobene Stimme, die singsang-artige Betonung, endlos wiederholte kurze Sätze, dazu die weit aufgerissenen Augen und das übertriebene Mienenspiel – eine einzige Karikatur? Hoffnungslos kindisch? Von wegen: Tatsächlich beweist die „Ammensprache“ (oder moderner: der „Babytalk“), in die Erwachsene und sogar Kindergartenkinder im Gespräch mit Babys unwillkürlich verfallen, wie gründlich die Natur sie auf ihren Job als Sprachlehrerinnen und Sprachlehrer der Kleinsten vorbereitet hat.

Denn ihre Übertreibungen sind ideal an das Aufnahmevermögen von Babys angepasst. Gebannt schauen sie ihren Eltern auf die Lippen, betasten sie vielleicht sogar, als wollten sie die Entstehung dieser Laute genauestens untersuchen. Und schon nach wenigen Wochen gurgeln, glucksen oder lallen sie die ersten Antworten.

Diese ersten Dialoge machen Babys (und ihren Eltern) nicht nur Freude; sie haben auch handfeste Konsequenzen. „Unnütze“ Laute aus fremden Sprachen, die Neugeborene noch unterscheiden und bilden könnten, verschwinden allmählich. Dafür entdecken Eltern in Babys Gebrabbel manchmal typische Betonungsmuster ihrer Muttersprache, die zum Beispiel Zorn oder Trost ausdrücken. Und auch wenn sie noch kein Wort verstehen, die Tonart begreifen die Winzlinge oft schon sehr gut – und fangen an zu weinen, wenn die verärgerte Mama die große Schwester zusammenstaucht.

Auf Babys erstes „richtiges“ Wort müssen Eltern zwar noch ein halbes oder auch ein ganzes Jahr warten. Aber das Tolle daran ist: Ihr Kind erreicht dieses Etappenziel und verinnerlicht in den folgenden vier, fünf Jahren das riesige, komplizierte System „Deutsch“, ohne dass es selbst und seine Eltern dazu irgendeinen erkennbaren Lern- oder Lehraufwand betreiben müssten! Das Einzige, was es dazu braucht, sind Menschen, die sich intensiv mit ihm beschäftigen und über die gemeinsamen Erlebnisse mit ihm sprechen. Dann versteht es nach und nach ganz von alleine, was „Ball“, „lecker“ und „Müllauto“ bedeuten.

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