Keuchend und ächzend, am ganzen Körper bebend vor Anstrengung reckt sich das Baby nach dem bunten Ball. Noch zehn Zentimeter, acht ... Da hält der Opa die Spannung nicht mehr aus und rollt seinem Enkel den Ball zum Greifen vor die Finger. Die Antwort: wütender Protest.
Denn Opas lieb gemeinte Hilfe verstößt gegen ein Grundgesetz des Erziehens, das die Reformpädagogin Maria Montessori (1870 – 1952) so formulierte: „Hilf mir, es selbst zu tun.“ Sprich: Nimm deinem Kind keine Arbeit ab, aber hilf ihm, sie selbst zu erledigen. Denn die Erfahrung, selbst etwas zu können, macht Kinder viel zufriedener und selbstbewusster als Erwachsene, die ihnen jeden Wunsch sofort erfüllen.
Der Job von Müttern und Vätern dabei ist vor allem, ihren Kindern Mut zu machen. So ähnlich wie Fußballfans, die ihr Team anfeuern, sich mit ihm freuen, wenn’s klappt, und es trösten, wenn nicht:
Das Mitfiebern der Eltern stärkt die Bereitschaft von Kindern, sich weiter anzustrengen, und hilft ihnen, Enttäuschungen auszuhalten.
Allerdings gehört dazu auch Fingerspitzengefühl, damit sinnvolle Zurückhaltung nicht in herzlose Überforderung umschlägt. Verständnisvolle Eltern muten ihrem Baby immer nur ein bisschen mehr zu, als es schon kann! Und sie verkneifen sich die künstliche Herausforderung, den Teddy extra ein Stück außerhalb von Babys Reichweite zu platzieren; darauf reagiert es garantiert mit Tränen. Der Alltag bietet den Kleinen Herausforderung (und Frust) genug.