Donnerstag, 11:13 Uhr

Spielen, spielen, spielen

Das Hauptfach der Kindheit

15.000 Stunden verbringen Kinder in den ersten sechs Lebensjahren beim Spielen, bis zu neun Stunden täglich. Das haben Wissenschaftlerinnen gemessen. Ganz klar: Spielen ist gewissermaßen das Hauptfach der Kindheit. Und ein Kind, das nicht spielt, ist wahrscheinlich krank.

Denn anders als Erwachsene, die Spielen als lustvollen, aber letztlich überflüssigen Zeitvertreib betrachten, müssen Kinder spielen. Es ist ihr Weg, sich die Welt zu erobern. Beim Spielen erleben sie den eigenen Körper, trainieren Ausdauer, Geschicklichkeit und Kräfte, entdecken die Eigenschaften verschiedenster Stoffe und physikalische Gesetze wie Schwerkraft und Gleichgewicht, beobachten Zusammenhänge von Ursache und Wirkung – und so weiter. Gut also, wenn Kinder so viel wie möglich spielen können.

Das Schöne daran ist: Sie tun das ganz von alleine, Eltern müssen ihnen das nicht erst beibringen. Sie müssen nur eine Umgebung schaffen, in der die Kleinen ihren Spieltrieb ausleben können. Das gehört dazu:

  • eine Atmosphäre, in der Babys sich geborgen fühlen. Ihre lebenswichtigen Bedürfnisse müssen erfüllt sein, gerade auch das nach Nähe. „Du spielst schön im Kinderzimmer, Papa versorgt im Keller die Wäsche“: Das funktioniert nicht.
  • Platz – eine Ecke mit Sicht- und Hörkontakt zu den Eltern, in der es sich gefahrlos bewegen und seine Spielsachen ausbreiten kann.
  • Zuwendung. Gut, wenn Eltern oft und gern mit ihrem Baby spielen. Die tollsten Spielsachen verlieren ihren Wert, wenn Mama und Papa sich nicht dafür interessieren.
  • Selbstbestimmung. Ein Kind, dessen Turm sechsmal zusammenkracht, lernt dabei mehr als eins, dessen Mama ihm den Turm gleich „richtig“ hinstellt. Kluge Eltern überlassen ihrem Baby deshalb die Initiative und begnügen sich mit Zuschauen, Nachfragen und gelegentlichen Vorschlägen. Wer Babys ständig zeigt, wie’s geht, entmutigt sie eher.
  • Geduld. Ein Kind, das ins Spiel vertieft ist, stören Eltern besser nicht – auch nicht mit „sinnvolleren“ Vorschlägen oder wenn es Spielsachen „zweckentfremdet“.
  • Spielsachen. Dazu gehört nicht nur, was Lego, Käthe Kruse & Co. zum Kauf anbieten, sondern auch jede Menge Alltagskram aus dem Haushalt, den Babys gefahrlos erkunden können. Aber Vorsicht: Mehr als drei oder vier Spielsachen auf einmal stören Babys eher, weil eins vom anderen ablenkt.
  • Spielgefährtinnen und -gefährten. Auch wenn sie jetzt noch mehr neben einander als gemeinsam spielen – Video-Studien haben gezeigt, dass Babys dabei schon genau auf die Reaktionen anderer Kinder achten und viel voneinander „abgucken“. Als besonders gute „Lehrer“ erwiesen sich dabei etwas ältere Kinder.
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