Donnerstag, 09:44 Uhr

Laufen lernen

Aus eigener Kraft auf die Beine

Irgendwann in den nächsten Wochen wird’s passieren! Noch bewegt sich das Kind auf allen Vieren durch die Wohnung, robbend, krabbelnd, auf allen Vieren im „Bärengang“, vielleicht auch auf dem Popo hopsend. Aber der Drang zum aufrechten Gang ist unverkennbar. An allem, was greifbar ist, zieht es sich hoch. Egal ob Gitterbettchen, Stuhl, Papas Beine oder die Hand des großen Nachbarsjungen auf dem Spielplatz – Hauptsache es hilft, in die Senkrechte zu kommen und die Welt als stehender und irgendwann auch gehender Mensch von einem höheren Niveau aus zu erkunden. Vieles wirkt noch wackelig, unsicher, die Plumpser zurück auf den dicken Windelpopo sind kaum noch zu zählen; weil es doch leichter aussieht als es ist, dieses Aufrechtgehen. Trotzdem, bei aller Spannung und Vorfreude auf den ersten freien Schritt und auch wenn das eine oder andere Kind in der Krabbelgruppe auf dem Weg dahin „früher dran“ ist, dürfen Eltern sicher sein: Irgendwann, ob mit 11, 13 oder 18 Monaten, wird der stolze Moment kommen. (Und schon ein paar Wochen später wird niemand mehr dem Kleinen ansehen, wie lange es sich dafür Zeit genommen hat.)

Atempause

begreifen wir

ein Kind ist uns geboren
an einem Tag im Mai
Mikrocephalus sagen die Ärzte
motorisch und psychisch retardiert

Nils kann schon sitzen
Sebastian kann Papa rufen
Unser Kind kann lächeln

Miriam kann krabbeln
Birgit kann jetzt laufen
Natascha kann auf Treppen steigen

Mirko kann alleine essen
Nina kann aus der Tasse trinken
Unser Kind kann glücklich sein

Sascha kann ein Liedchen singen
Dominik kann Ball spielen
Mikel kann schon Bilder malen
Unser Kind kann lieben

Gerd Gotzmann

Denn Kinder wollen dazulernen, wollen ihren Radius und ihre Möglichkeiten erweitern, wollen teilhaben an der Welt der „Großen“, und sie lernen durch Nachahmung: „Die anderen gehen und laufen auf zwei Beinen durch die Welt, und so will ich das auch.“ Alles, was ein Baby dazu braucht, sind 

  • ein Umfeld, in dem es sich gefahrlos bewegen und vieles erforschen kann
  • ein paar Möbel und andere Gegenstände, an denen sich dabei hochziehen und abstützen kann (bitte so schwer und stabil, dass sie durch Babys Gewicht nicht umkippen)
  • Freiraum und Zeit, das Stehen und Laufen immer wieder neu zu erproben – gerade Bewegungsabläufe, an denen eine Vielzahl Muskeln beteiligt sind, wollen hunderte Male ausprobiert und wiederholt sein, bis sie fest im Gehirn und im Gleichgewichtssinn „sitzen“
  • Mütter und Väter, die es machen lassen, ihm zuschauen, es ermutigen, trösten und sich mit ihm über seine Erfolge freuen

Und vor allem: die ihm und seinem angeborenen Drang zum Lernen vertrauen. Jedes Kind folgt, beim Laufen genauso wie auf allen anderen Gebieten, seinem ganz eigenen Entwicklungstempo und weiß selbst am allerbesten, was gerade jetzt „dran“ ist; jeder Versuch, es zu beschleunigen, stört die natürliche Entwicklung eher. Und die Bandbreite der „normalen“ Entwicklung ist groß ...

Besonders kritisch sehen Kinderärzte und andere Expertinnen „Babygeher“ und ähnliche „Lauflerngeräte“, die die Kleinen ohne eigenes Zutun in der Senkrechten halten. Weil sie das Kind an einem selbstbestimmten Training hindern, zögern sie seine ersten freien Schritte nicht nur unnötig hinaus, zudem drohen damit heftige Unfälle!

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