… manchmal auch stressig, beängstigend, rührend und traurig: Drei Eltern(-paare) ziehen Bilanz über ihr erstes Jahr als Familie
Johanna Maria läuft und spricht ihre ersten Worte – unglaublich, was in diesem einen Jahr seit der Geburt unserer Tochter alles passiert ist!
Johanna Maria ist unser erstes Kind, entsprechend aufgeregt waren wir vor der Geburt. In der ein oder anderen Minute spürten wir die große Verantwortung und den Respekt vor der Aufgabe, die uns bevorstand, sehr eindringlich. Mit gutem Grund, wie sich in Johanna Marias ersten Monaten zeigte. Mehr als einmal fühlten wir uns ziemlich ratlos. Gut, dass wir uns in solchen Momenten aufeinander verlassen konnten und uns gegenseitig den Rücken stärkten! Und ein Glück, dass die schönen Momente eindeutig überwogen: das unfassbare Glück nach der Geburt, das erste Weihnachten und die ersten Ferien zu dritt, die Rührung über Johanna Marias erstes „Mama“ und „Papa“, ihre ansteckende Begeisterung, als sie die ersten freien Tapser wagte.
Zu den weniger schönen Erfahrungen zählten die Reaktionen mancher Bekannten, als Silke nach zehn Monaten teilzeitweise an ihren Arbeitsplatz zurückkehrte. Die Vorurteile, die wir da zu spüren bekamen, haben uns eine Zeit lang in Zweifel gestürzt. Im engsten Familienkreis, also von unseren Eltern, bekamen wir dagegen immer Rückhalt. Sie wohnen in der gleichen Straße und helfen, wo sie können. Die enge Bindung unserer Tochter an ihre Großeltern ist uns aus persönlichen und familiären Gründen sehr wichtig. Außerdem hilft sie uns, die Herausforderungen von Kind / Familie / Beruf / Hobby im Alltag unter einen Hut zu bringen. So können wir uns regelmäßig unsere „Auszeiten“ gönnen, um mal wieder den Kopf freizubekommen und neue Energie zu schöpfen – Silke spielt Volleyball, Heiko macht Musik in einer Band und engagiert sich in einem Bürgerprojekt vor Ort.
Silke, 33, und Heiko, 34
Es war und ist ein supertolles Erleben. Es ist spannend, aufregend und immer wieder ist so vieles neu und ungewiss: Wächst Sophia „richtig“? Dieses ständige Spucken ... Müsste sie nicht allmählich ...?
Als die Ärzte bei unserer Tochter ein Loch am Herzen diagnostizierten, gerieten wir fast in Panik – und waren dann dankbar für die Aussage, dass das Gefühl von Alleingelassensein für Sophia viel belastender wäre als ihr Loch am Herzen. Erstens könne es sich noch schließen, und wenn nicht, dann bedeute das für später höchstens, dass sie aufs Tiefseetauchen verzichten müsse ...
Immer wieder bin ich dankbar, dass wir überhaupt ein Kind bekommen konnten. Aus meiner Großfamilie weiß ich, dass das gar nicht selbstverständlich ist. Und ich fühle mich anders als „damals“ vor einem Jahr. Ich habe nun eine andere Position und andere Perspektive. Meine Aufgabe ist es, für jemanden da zu sein, alles zu managen. Es geht nicht mehr nur um unsere Partnerschaft, sondern jetzt gerade immer noch zu allererst darum, dass es Sophia gut geht. Wir sind nun eine feste Familie. So hat mein Leben auch wieder einen neuen Sinn. Ich lebe noch viel mehr im Moment, und mir ist bei allem wichtig, dass ich Sophia Geborgenheit schenke mit allem, was ich mache: Tagesablauf, Essens- und Schlafenszeiten ...
Bald werde ich wieder in meine Berufstätigkeit einsteigen, stundenweise. Es wird sicher nicht so einfach, vielleicht für mich und auch für Sophia stressig, aber sie wird tageweise bei ihren beiden Omas sein, und mit denen ist sie vertraut. Es wird ihr gutgehen, sie wird sich auch dort geborgen fühlen. Deshalb passt es sicher für sie – und deshalb nach diesem intensiven gemeinsamen Jahr auch für mich.
Alexandra, 30
Eine Abtreibung? Nein, das kam für mich nicht in Frage! Auch wenn ich diese Schwangerschaft nicht geplant hatte. Aber ich freute mich riesig auf das Kind!
Mein damaliger Freund und Vater des Kindes versuchte, mir das neue Leben auszureden. Und als ich mich weigerte, trennte er sich von mir. Bis heute möchte er keinen Kontakt zu seiner Tochter haben. Auch meine Eltern hatte ich leider schon früh verloren. Immerhin standen meine Freundin und meine Oma fest an meiner Seite. So erlebte ich trotzdem eine schöne Schwangerschaft und Geburt.
Alleine für ein Baby sorgen zu müssen, hat Vor- und Nachteile. Besonders bei einer Episode im Krankenhaus spürte ich schmerzlich: sich die Verantwortung nicht teilen zu können, sein Leid allein mit sich selbst, ohne Partner ausmachen zu müssen, das ist schon traurig! Andererseits hatte ich mit Joline und mir selbst so viel zu tun, dass ich das „Alleinsein“ meist glatt vergaß.
Finanziell ging es uns immer gut, auch ohne Job und „Ernährer“. Unterhalt, Kindergeld und „Hartz IV“ sicherten unseren Lebensunterhalt, und auch für wenig Geld fand ich immer wieder schöne und sinnvolle Dinge für mich und mein Baby. Besonders die finanzielle und seelische Unterstützung des SKF (Sozialdienst katholischer Frauen, d. Red.) habe ich schätzen gelernt.
Inzwischen habe ich mit drei weiteren Müttern eine Krabbelgruppe gegründet; unsere Kinder waren damals etwa zehn Wochen alt. Gerade auch der Austausch mit dieser Gruppe hat mir geholfen, das erste Jahr mit meinem Kind zu genießen. Ich habe Joline überall hin mitgenommen, wir sind sogar nach Berlin und nach Spanien gereist ...
Andrea, 31