oft bin ich hingerissen von der Entdeckerfreude, mit der mein Kind sich in die Welt stürzt, und dem Stolz, mit dem es seine wachsende Geschicklichkeit und Selbstständigkeit vorführt. Und manchmal strapaziert es genau damit meine Nerven.
Ich weiß, wie wichtig das alles für die Entwicklung von Kindern ist: zu ergründen, wie die Welt funktioniert, Vorstellungen von Abläufen zu entwickeln und energisch umzusetzen, Selbstwirksamkeit zu erleben – und dabei auch mal mit den Eltern aneinander zu geraten. „Trotzphase“ hieß das früher. Und trotzdem: Zeitweilig wünsche ich mir, das alles würde ein bisschen ruhiger ablaufen.
Andererseits: Will ich das wirklich – ein braves, angepasstes Kind, das alles tut, was ich vorgebe? Und womöglich später nicht nur seinen Eltern folgt, sondern auch allen möglichen anderen „Autoritäten“? Eigentlich wünschen wir uns doch Kinder, die später selbstbewusst ihr Leben in die Hand nehmen, eigene Ideen entwickeln und sich gegen unerwünschte Einflüsse oder gar Übergriffe wehren. Sollte uns das nicht die Mühe der Geduld mit den eigensinnigen Welt- und Selbst-Entdeckern wert sein?
Ihre Elisabeth Amrhein