Zähne putzen, Schuhe anziehen, Aufräumen: Auch für kleine Kinder gibt es sie schon, die lästigen Pflichten im Alltag. Warum die Großen so viel Wert darauf legen, verstehen Anderthalbjährige zwar noch nicht. Zum Glück empfinden die meisten diese Aufgaben jedoch als spannende Herausforderung und/oder als lustiges Spiel. Wenn nicht, brauchen Eltern viel Geduld und gute Nerven.
Lena zum Beispiel hat gerade entdeckt: Wenn sie beim Zähneputzen den Mund ganz fest zukneift, kommt die Mama mit der Zahnbürste nicht an die Zähne. Dann wird sie nach einer Weile guten Zuredens immer nervöser und ruft den Papa zu Hilfe. Der versucht, Lena zu kitzeln, damit sie den Mund aufmacht. Aber Lena lässt sich nicht überlisten. Mal schau’n, was den Eltern jetzt noch einfällt! Am Ende ist Papa wütend, Lena weint, und die Zähne sind noch immer nicht geputzt.
Oder Gero. Er trödelt morgens gerne im Schlafanzug herum, als ob Sonntag wäre, spielt mit seinem Bagger und überhört die Rufe der hektischen Eltern. Bis Papa ihn unsanft aus dem Spiel reißt, ins Bad trägt und das schreiende, strampelnde Bündel wäscht und für den Weg zur Tagesmutter anzieht: ,,Keine Sperenzchen mehr, Gero, wir müssen los“, sagt er streng.
Früher oder später erleben alle Eltern ähnliche Szenen. Die Kleinen müssen eben erst lernen, wann Spielen und Ausprobieren angesagt ist und wann nicht. Und manchmal fehlt den Großen leider die Zeit, um das ruhig und mit Bedacht zu klären, weil (zum Beispiel) der Chef am Arbeitsplatz wartet.
Wie gehen Eltern also am besten mit solchen Herausforderungen um? Oder, noch besser: Was können sie tun, damit sie ihnen möglichst erspart bleiben?
Ein wichtiges Hilfsmittel sind Regeln. Sie bieten Orientierung und verdeutlichen, was in welcher Situation zu tun ist. Zum Beispiel ,,Vor dem Essen waschen wir die Hände“. Kinder akzeptieren solche Regeln umso eher,
Aber: Auch beim Durchsetzen von Regeln brauchen Eltern Fingerspitzengefühl. Bei übermüdeten oder kränkelnden Kindern sind Ausnahmen erlaubt.
Ermutigung unterstützt die Motivation der Kleinen. Es stärkt Kinder, wenn sie spüren, dass Mama und Papa an sie glauben. Anders als ein Lob hängt Ermutigung nicht vom Ergebnis ab, sondern unterstützt (Entwicklungs-)Prozesse. – Auch dann, wenn mal ein Missgeschick passiert.
Den Teddy auf seinen Stammplatz zu setzen, das schaffen Anderthalbjährige leicht. Die Aufforderung, das Kinderzimmer nach einem langen Tag komplett aufzuräumen, würde sie dagegen hoffnungslos überfordern. Beim Einhalten vieler Regeln brauchen sie deshalb noch Unterstützung. Gemeinsam mit Papa macht das Aufräumen sogar Spaß, und auch Lena putzt ihre Zähne viel lieber, wenn ihre Eltern das gleichzeitig tun – und nicht erst, wenn sie längst schläft und das gute Vorbild nicht mitbekommt.
Kinder melden ihre Wünsche an, beharren auf ihren Vorstellungen, sie haben oft einen schier unendlich langen Atem. In solchen Situationen angemessen Grenzen zu setzen – das erleben Eltern im Alltag mit Kindern oft als herausfordernd. Wichtig zu wissen: Von Anfang an versuchen Kinder zu kooperieren. Doch sie lernen erst nach und nach, ihr Denken und Handeln mit dem anderen Menschen abzustimmen. Konflikte braucht das Kind, um zu reifen. Sie sollten dem Kind einerseits die Grenzen der Eltern aufzeigen und andererseits dem Kind zugleich Raum lassen, sich auf seine Weise einzubringen. Machtkämpfe, in denen es darum geht, das Kind „unten zu halten“, provozieren dahingegen meist aktiven oder passiven Widerstand. Je früher es gelingt, sich aus solchen destruktiven Machtkämpfen zu lösen, desto besser. Es hilft, erst einmal tief durchzuatmen und dann eine geeignete Ausstiegsstrategie anzuwenden: Zum Beispielaus dem drohenden Machtkampf ein Spiel zu machen („Wer ist zuerst im Badezimmer?“). Oder eine Geschichte dazu erfinden („Wie Papa dem Krokodil die Zähne putzte“). Oder indem Eltern anders reagieren als das Kind es gewohnt ist: Rumpelstilzchen mimen, anfangen zu singen, eine lustige, kuriose, unerwartete Rolle spielen. All das dient dazu, das Klima zwischen Eltern und Kind nicht weiter aufzuheizen. So gewinnen beide Seiten Zeit, die Auseinandersetzung in Ruhe zu lösen.