Auch das zweite Kind kommt zum ersten Mal. Die Erfahrung aus der ersten Schwangerschaft hilft, aber es gibt auch neue Herausforderungen. Zwei Mütter erzählen.
Auch unser zweites Kind war ein echtes Wunschkind. Unsere Freude war riesengroß, als es rasch klappte mit der Schwangerschaft. Adrian, unserem Sohn, haben wir es direkt erzählt: „In Mamas Bauch, da wächst ein Baby.“ Doch zu unserer Überraschung reagierte unser Zweijähriger ganz entrüstet: „Nein, kein Baby!“
Adrian brauchte etwa eine Woche, um unsere Nachricht zu akzeptieren. Dann streichelte er meinen Bauch und flüsterte ganz liebevoll: „Baby drin.“ Und natürlich verbreitete er die große Neuigkeit gemeinsam mit uns bei nächster Gelegenheit auch bei Opa und Oma und allen, die es hören wollten.
In den folgenden Wochen und Monaten haben wir Adrian, so gut es ging, in die Geschehnisse der Schwangerschaft mit einbe-
zogen und gleichzeitig seine Bemühungen um Selbstständigkeit noch mehr unterstützt. Uns war klar, dass er sowohl während der Schwangerschaft als auch in der Zeit nach der Geburt seinen eigenen „emotionalen
Raum“ brauchte: Spiel- und Kuschelzeit, ungeteilte Aufmerksamkeit und auch Ver-ständnis für gelegentliche Ausbrüche von Eifersucht. Schließlich war er ja vorher über zwei Jahre derjenige, um den sich (fast) alles in der Familie gedreht hatte!
Ich legte deshalb Wert darauf, eine gute Balance zu finden zwischen meinen eigenen Bedürfnissen und denen des Ungeborenen einerseits und Adrians Wünschen andererseits. Er liebt es, mit mir zu spielen und zu toben, musste jetzt aber auch akzeptieren, dass ich regelmäßig Ruhe brauchte. Waren wir zu zweit, holte er ein Buch und ließ sich vorlesen. Umso dankbarer war ich für die Zeiten, in denen mein Mann, die Großeltern oder der Patenonkel mit Adrian etwas unter- nahmen. Diese Pausen genoss ich sehr, vor allem auch für innige „Zwiegespräche“ mit dem Baby. Zu kurz kam dadurch nur mein Perfektionismus im Haushalt ...
Annika, 32
Beim ersten Kind war alles neu, und entsprechend unsicher fühlte ich mich. Doch mit den Erfahrungen im Rücken, die ich damals gemacht hatte, wollte ich meine zweite Schwangerschaft anders angehen. Ich wusste ja jetzt besser: was mir gut getan hatte, was ich als schön und gelungen in Erinnerung hatte, aber auch, was mich gestört oder geängstigt hatte und ich keinesfalls noch einmal erleben wollte.
Meine ganz persönlichen Eindrücke und Gefühle fand ich beim Nachlesen in etlichenFachbüchern weitgehend bestätigt. Die wichtigste Schlussfolgerung hieß für mich: weniger medizinische Kontrolle. Auf die häufigen Bluttests und Ultraschall-Untersuchungen, die mir in der ersten Schwangerschaft ohne konkrete Anlässe doch nur bestätigt hatten, was ich ohnehin schon spürte – dass es dem Baby und mir nämlich gut ging –, konnte ich verzichten. Stattdessen wünschte ich mir eine intensivere seelische Begleitung und mehr Zeit zum Reden. Beides fand ich bei einer Hebamme. Sie massierte mir nicht nur das eine oder andere Schwangerschafts-Wehwehchen in einer richtigen Wohlfühl-Atmosphäre weg, sondern steigerte insgesamt mein Zutrauen zu meinem Körper und meine Verbindung zu dem Baby darin nachhaltig. Mit einem tollen Nebeneffekt: Meine Tochter Emilia (2 ½) war jederzeit kindgerecht eingebunden, durfte mit den Händen und per Hörrohr Kontakt zu dem Ungeborenen aufnehmen und konnte so schon eine Geschwisterbeziehung entwickeln. Ob Ultraschallbilder den gleichen Effekt erzielt hätten, wage ich zu bezweifeln.
Selbst gut für mich zu sorgen und bewusst Zeiten für das ältere Kind, meinen Partner, aber auch für mich allein und das Ungeborene zu reservieren, ist mir auf jeden Fall in der zweiten Schwangerschaft viel besser gelungen als in der ersten. Diesmal fühlte ich mich statt unsicher wirklich „guter Hoffnung“.
Sandra, 28