Pauls Mama fühlt sich vor den Eltern seiner Spielgefährten gründlich blamiert. Muss ihr Sohn sich so aufführen? Er denkt gar nicht daran, den anderen Kindern von den Keksen anzubieten, die Mamas Freundin ihm mitgebracht hat. Und kaum hat Nils den Schlenkerhasen aus dem Winkel gezogen, in dem er wochenlang unbeachtet verstaubte, da entreißt Paul ihm das Stofftier und presst es an sich: „Meins!“
Dabei legen Pauls Eltern doch so viel Wert auf „soziales“ Verhalten! Und das Bilderbuch über die Mantelteilung des Heiligen Martin will er seit dem Laternenumzug in der Kita immer wieder vorgelesen haben. Aber der Weg vom Vorbild zum eigenen Verhalten ist wohl doch ziemlich weit …
Dass Kinder ihren Besitz so erbittert verteidigen, erklären Psychologen mit dem „erweiterten Persönlichkeitsbegriff“ der Kleinen. Sie empfinden ihren Teddy oder ihren Platz am Familientisch ähnlich als Teil von sich selbst wie ihren Körper. Und protestieren nicht Mama und Papa ihrerseits genauso, wenn ihr Nachwuchs sich eines herumliegenden Portmonees bemächtigen will? Außerdem setzt freigebiges Teilen Einsichten voraus, mit denen Zweijährige meist noch überfordert sind, nämlich
So wird Pauls Mama sich darauf beschränken, ihrem Sohn das Teilen vorzumachen: „Möchtest du ein Stück von meiner Schokolade?“ Und vielleicht spricht sie vor Heikes und Jans nächstem Besuch mal mit ihm darüber, was er denn mit seinen Gästen spielen möchte. Früher oder später, darauf darf sie vertrauen, wird ihr Sohn merken, dass „Teilen“ mehr bedeutet als „Abgeben“.