es tat uns richtig gut, mal Dampf abzulassen. Meine Freundin hatte gerade ausführlich über die Schlafprobleme ihres Jüngsten geklagt (nebst dem beneidenswerten Geschick ihres Mannes, die nächtlichen Störungen einfach zu überschlafen), da wollte auch ich meinen Kummer dazutun: „Jaja, Joleen macht auch jeden Abend ein Mords-Theater, wenn sie ins Bett soll. Das nervt mich schrecklich!“
Im nächsten Moment erschrak ich über mich selbst. Joleen hatte ihr Spiel mit dem kleinen Luis unterbrochen und mitgehört; jetzt gingen ihr Kopf und ihre Schultern nach unten, ihr Blick suchte Halt auf dem Fußboden; Joleens Körpersprache war unmissverständlich: Sie fühlte sich bloßgestellt und verletzt. Sie ist eben kein Baby mehr, in dessen Gegenwart ich mich ungeniert unterhalten konnte!
Was dazukommt: Genau genommen ärgere ich mich weniger über Joleens Verzögerungstaktiken als über meine Ideenlosigkeit, angemessen damit umzugehen. Immerhin war ich diesmal geistesgegenwärtig genug, Joleen an mich zu ziehen und ein „Aber das kriegen wir auch noch in den Griff, mein Schatz, oder?“ nachzuschieben.
Und in Zukunft werde ich genau darauf achten, wann und wo ich mir Frusterlebnisse von der Seele rede.
Ihre
Beate Dahmen