Wenn ein erwachsener Mensch krank ist, sehnt er sich nach nichts so sehr wie nach einigen Tagen Ruhe: ohne Verpflichtungen, ohne Erledigungen und ohne Termine.
Kindern geht es da nicht anders. Wenn sie sich schlapp und müde fühlen, wenn es überall kribbelt oder zwickt, brauchen sie Zeit und Ruhe, um gesund zu werden. Und, am allerwichtigsten: eine Extraportion Zeit, Geduld und Zuwendung von den Eltern.
Zeiten, in denen das Kind krank ist, bringen Sorgen und zusätzliche Belastungen für die ganze Familie mit sich. Sie können für Eltern und Kind aber auch verbindend und kostbar sein. Noch lange nach der Krankheit erinnern sich viele kleine Patienten daran, wie sie einfach nur ruhig in den Armen des Vaters gelegen und die Augen zugemacht haben, wie die Mutter ihnen dabei sanft über den Kopf gestrichen und ein leises Lied gesummt oder eine Geschichte erzählt hat. Wenn erst das Schlimmste überstanden ist, wird es Kindern aber leicht langweilig. Dann sind Doktorspiele mit dem Teddybären, Kasperletheater auf der Bettkante, Memory, Puzzles oder Besuche der Oma willkommene Abwechslungen. Sie lenken von der Krankheit ab, ohne das Kind zu sehr anzustrengen.
Manche Eltern befürchten, dass das Kind nicht wieder gesund werden will, wenn es so sehr verwöhnt wird. Diese Angst ist in dem Maße unbegründet, wie es auch in gesunden Zeiten genügend Zuwendung erfährt – und sich nicht durch seine Krankheit die sonst mangelnde Fürsorge verschaffen muss.
Allerdings sollte aus einer Kinderkrankheit oder kleineren Verletzungen auch kein Kult gemacht werden. Sie gehören zum Leben des Kindes und des Erwachsenen dazu. Auch ein Kind kann kleinere Schmerzen oder Tage des Unwohlseins mit Hilfe der Nähe und des Trostes seiner Eltern aushalten lernen. Mutter und Vater können versuchen, es auf Schmerzen (zum Beispiel bei einer Blutabnahme) vorzubereiten. Sie können mit Kühlen oder Wärmen die Schmerzen lindern. Wenn nicht bei jeder Kleinigkeit mit Zäpfchen oder Saft die Beschwerden restlos beseitigt werden, wird sich der Sohn oder die Tochter auch als Erwachsener in unangenehmen Situationen nicht so leicht in Medikamente, Drogen und Alkohol flüchten.
Das klären Eltern, die beide außer Haus arbeiten, am besten schon vor dem Ernstfall. Zwar haben die meisten Berufstätigen Anspruch auf bezahlte Freistellung oder auf „Kinderkrankengeld“, um erkrankte Kinder pflegen zu können (› Elternbrief 11 oder www.kindergesundheit-info.de/themen/krankes-kind/recht/berufstaetigkeit). Familien, die diese Möglichkeit nicht nutzen können, brauchen zusätzlich aber für den Notfall einen Babysitter, bei dem ihr kleiner Patient sich geborgen fühlt.