Donnerstag, 11:21 Uhr

Religiöse Erziehung

Das erste Bild vom lieben Gott

Drei- und Vierjährige sind neugierig: auf die Welt, das Leben und manchmal auch auf den Tod. Bei der Suche nach Erklärungen stoßen sie früher oder später auf Gott, weiß Ulrike Wagner, Erzieherin im Kindergarten St. Christophorus in Weil der Stadt.

Der Entwicklungsforscher Richard Michaelis überliefert die Frage einer Vierjährigen: „Wickelt der liebe Gott die ungeborenen Kinder?“ Wie kommt ein Kind darauf?

Es versucht, sich die Welt zu erklären; dabei gehen Realität und Fantasie ineinander. Es weiß, dass Babys gewickelt werden müssen, dass Menschen die Kleinen im Bauch der Mutter aber nicht wickeln können. Also bleibt nur Gott, der über übermenschliche Fähigkeiten verfügt. Das setzt aber voraus, dass die Kinder schon eine Vorstellung von Gott haben.

Wie sieht die aus?

Zum einen hat sie sehr konkrete menschliche Züge, manchmal auch märchenhafte. Gott ist groß und allmächtig, hält die Welt in seiner Hand. Gern greifen Kinder in diesem Alter auch Bilder auf, die ihnen in biblischen Geschichten und in Liedern begegnen: Gott ist wie das Licht, wie die Sonne, strahlend weiß …

Atempause

Wenn ich meine Kinder ansehe
wie sie schreien und toben
weinen und zornig sind
wie sie stolpern und fallen
dann denke ich Dein Reich
es kommt nie
Wenn ich meine Kinder ansehe
wie sie juchzen und singen
lachen und glücklich sind
wie sie hüpfen und springen
dann denke ich
Dein Reich
es ist schon da

Andrea Kohlen

Woher kommen diese Bilder?

Eigentlich sind es eher Fragen als feste Vorstellungen. Darauf stoßen die allermeisten irgendwann, oft bei Anlässen wie dem Tod eines geliebten Menschen oder bei einer Geburt, beim Besuch einer Kirche …

Die religiöse Praxis der Eltern spielt also auch eine Rolle?

Eine entscheidende. Wenn Eltern selbst zum Gottesdienst gehen, mit ihren Kindern beten, in der Familie religiöse Feste feiern oder in der Wohnung ein Kreuz hängt, können Kinder daran anknüpfen. Außerdem stellen die Kleinen solche Fragen nur Menschen, die sie als vertrauenswürdig und offen für schwierige Themen erlebt haben, am ehesten also den Eltern, Großeltern, Erzieherinnen … Kinder brauchen Wegbegleiter im Glauben. Ihre Fragen und Vorstellungen müssen wir ernst nehmen und darauf eingehen.

Begegnen Sie bei Drei- und Vierjährigen auch problematischen Gottesbildern?

Ganz selten. Dass Eltern einen strafenden Gott, dessen Auge alles sieht, als Erziehungshelfer missbrauchen, ist glücklicherweise Vergangenheit.

Und die Vorstellung von der Allmacht Gottes: Provoziert die nicht Enttäuschungen wie „Jetzt haben wir so viel gebetet, und die Oma ist trotzdem gestorben?“

Warum ein liebender Gott das Leid in der Welt zulässt, fragen Jugendliche. Im Kindergarten-Alter überwiegt eindeutig die Vorstellung von einem fürsorglichen Gott des Lebens, der gut auf uns aufpasst, so ähnlich wie die Mutter oder der Vater. Diese Vorstellung gibt den Kindern viel Mut und Zuversicht.

Zurück zu der Frage nach dem wickelnden Gott: Was hätten Sie geantwortet?

Dass ich sicher bin, dass Gott für die Ungeborenen genauso gut sorgt wie für uns.

Sie hätten nicht erklärt, dass das mit dem Essen und Verdauen bei Ungeborenen noch ganz anders funktioniert?

Ich glaube, darum geht es einer Vierjährigen bei dieser Frage gar nicht.

Das magische Alter

Die Welt, in der Kindergarten-Kinder fast täglich Neues entdecken, ist so riesig groß und vielfältig. Wie sollen sie da durchblicken? Aber sie wollen es unbedingt wissen: Warum es regnet, wie die Oma beim Skypen in den Computer kommt und alles Mögliche mehr. Ihre Suche nach Antworten mündet oft in wilde Theorien, in denen auch Zauberer und magische Kräfte einen festen Platz haben. Manchmal macht das Angst: Die böse Wohnungstür quetscht mir vielleicht noch mal die Finger! Was, wenn die Hexe aus dem Fernseher herauskommt? Bin ich schuld, dass Mama und Papa streiten, weil ich Omas Vase kaputtgemacht habe? Gut, wenn Mütter und Väter über diese Erklärungsversuche und -irrtümer in den Köpfen ihrer Kinder Bescheid wissen und liebevoll darauf eingehen, statt sie nur zu belächeln und als Hirngespinste abzutun.

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