Als Finn zweieinhalb und Mia gerade ein Jahr alt waren, ging unsere Ehe in die Brüche. Seitdem wohnen die Kinder bei mir, ihr Papa kümmert sich allerdings sehr gut um sie.
Jetzt, drei Jahre später, hat sich eine liebevolle Beziehung zwischen mir und einem Kollegen entwickelt. Für mich ist das wie ein Wunder: Lutz und ich lieben uns und sind uns inzwischen sicher, dass wir zusammenbleiben wollen. Auch Finn und Mia haben meinen „Neuen“ nach und nach bei Ausflügen und Besuchen kennengelernt und mögen ihn sehr. Unsere Sorge, die beiden könnten eifersüchtig reagieren, hat sich glücklicherweise nicht bestätigt – keine Anzeichen von offener Bockigkeit, Ablehnung oder stillem Rückzug. Klar: Auf den ersten Blick geht die Zeit, die ich Lutz widme, von der ab, die vorher ausschließlich den Kindern gehörte. Andererseits kann ich mir jetzt manche Arbeiten mit Lutz teilen und gewinne dadurch mehr Zeit für uns alle. Und vielleicht spüren Finn und Mia ja auch, dass die Beziehung zu Lutz ihre Mama glücklich macht.
Inzwischen fühlen Lutz und ich uns so sicher, dass wir unsere Beziehung „offiziell“ machen wollen. Konkret: Wir wollen zusammenziehen. Aber wir werden auf der Hut bleiben. Oft genug haben wir gehört und gelesen, dass es alles andere als einfach ist, eine Partnerschaft gleich mit Kindern zu starten. Wir haben uns deshalb fest vorgenommen, uns viel Zeit zu lassen. Denn im Alltag sieht vieles doch anders aus als bei Ausflügen. Ich bin froh, dass Lutz dafür Verständnis hat. Er geht sehr behutsam mit den Kindern um und beansprucht nicht die Vaterrolle; den guten Kontakt der Kids zu ihrem Papa wollen wir unbedingt weiter pflegen. Vielleicht kann Lutz für Finn und Mia so etwas werden wie ein väterlicher Freund; die wesentlichen Erziehungsfragen sollen auch in Zukunft weitgehend die leiblichen Eltern entscheiden.
Weitere hilfreiche Hinweise für die Anfangsphase einer Stief- oder Patchworkfamilie finden Mütter und Väter im Familienhandbuch des Staatsinstituts für Frühpädagogik München
www.familienhandbuch.de/familie-leben/familienformen/elternschaft/index.php
Zwar träume ich oft davon, dass wir vier wieder eine „richtige“ Familie bilden. Aber ich weiß: Das geht nicht. Bis die Kinder und Lutz richtig miteinander vertraut sind, brauchen wir alle noch viel Geduld: Wenn sich ein Kind oder Erwachsener zu wenig gesehen fühlt, wenn unsere Meinungen, gerade im Blick auf die Kinder, auseinandergehen, wenn die weitere Familie mit unserem Zusammenleben „fremdelt“, wenn die Kinder älter werden und Lutz vorhalten, dass er nicht ihr Vater ist … Aber erst einmal sind wir optimistisch und überglücklich, dass wir uns gefunden haben.
Anna, 34