„Sie konnte so zuhören, dass ratlose oder unentschlossene Leute auf einmal ganz genau wussten, was sie wollten … Oder dass unglückliche und bedrückte zuversichtlich und froh wurden.“ So zuhören zu können wie die kleine Titelheldin in Michael Endes Roman Momo: Das wäre für Eltern (und ihre Kinder) eine traumhafte Vorstellung.
Zuallererst müssten sie sich dazu die spontanen Reaktionen verkneifen, die sich im Alltag oft aufdrängen, wenn Elena zum Beispiel mosert: „Frau L. ist doof. Ich geh’ nicht mehr zur Flötenstunde!“ „Natürlich gehst du. Wir haben die Stunden doch schon bezahlt!“ Oder: „Hast du wieder nicht geübt?“ Bei solchen Reaktionen fühlen Kinder sich nicht ernst genommen, unverstanden, allein gelassen. Eltern müssen ihren Kindern auch nicht – das andere Extrem – gleich alles abnehmen („Ich rede mal mit Frau L.!“). Vielmehr brauchen sie Hilfe, ihre Gefühle zu sortieren und selbst Lösungen für ihr Problem zu finden. Genau das, versichern Fachleute für Kommunikation, bewirkt verständnisvolles „aktives“ Zuhören.
Das gehört dazu:
Zwischen den
beiden Polen
den Elektroden
zündet der Funke
Aus der Spannung
zwischen den beiden
stromführenden
Kohlen strahlt die
leuchtende Kraft
der Lichtbogen
Mitten unter uns
von Mensch zu Mensch
zwischen dir und mir
die Liebe
das Ereignis
Gottes
aus: Lothar Zenetti, Auf Seiner Spur.
Texte gläubiger Zuversicht, © Matthias Grünewald Verlag.
Verlagsgruppe Patmos in der Schwabenverlag AG,
Ostfildern 2011, www.verlagsgruppe-patmos.de
Es fällt nicht immer leicht, dem eigenen Kind unerfreuliche Gefühle wie Ärger, Neid, Angst oder Trauer zuzubilligen. Doch es geht darum, die Welt durch seine Brille zu sehen, und ihm dann zu helfen, akzeptables und hilfreiches Verhalten zu entwickeln. Alle Gefühle sind erlaubt, aber nicht jedes Verhalten.
Keine Frage: So miteinander zu reden, erfordert Zeit und Geduld. Manchmal, wenn sie selbst unter Druck stehen, muten Eltern ihren Kindern deshalb besser zu, kurz zu warten, und verschieben das Gespräch auf später. Aber der Aufwand lohnt sich. Aktives Zuhören festigt die Eltern-Kind-Beziehung, stärkt das Selbstvertrauen der Kinder und hilft ihnen, auch mit anderen Menschen besser auszukommen.