Donnerstag, 11:18 Uhr

Herausforderung ADHS

Volle Kraft ins Chaos

Herausforderung ADHS

Der erste Verdacht kam den Udes schon früh. Da war Marios Unruhe: Er hampelte auf dem Stuhl, bis er herunterfiel. Seine Ungeschicklichkeit: Er stolperte über die eigenen Füße und behandelte Tassen und Teller so stürmisch, dass sie zerbrachen. Der Mangel an Ausdauer: Er schrie und warf Spielsachen um sich, wenn etwas nicht klappte. Seine Unfähigkeit, ein Nein zu akzeptieren: Wenn Kinder nicht mit ihm raufen wollten, störte er sie beim Spielen oder Malen.

Schon im Kindergarten hatte das zu Anrufen der Erzieherinnen bei den Eltern geführt. Die Trainerin der Bambini-Fußballer schmiss Mario ’raus, „weil er nur verträumt auf dem Platz ’rumsteht“. Zu Kindergeburtstagen wird er nicht eingeladen. Jetzt, in der Grundschule, eckt er erst recht an. Still zu sitzen und seinen Bewegungsdrang zu zähmen, überfordert ihn total. Bei allem Verständnis kann die Lehrerin nicht verhindern, dass Mario zum Außenseiter der Klasse wird.

Auf ihren Rat gehen die Eltern mit ihm zu einem Facharzt, der nach mehreren Tests ADHS bescheinigt – eine Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung. Außerdem nimmt Mario Geräusche ungenau wahr – einen Bus, der draußen vorbei fährt, hört er so, als fahre er mitten durchs Zimmer. Kein Wunder, dass er sich kaum konzentrieren kann! Und jetzt? Auf Medikamente, wie viele Ärzte sie bei diesen Symptomen verschreiben, verzichten die Udes lieber; die Neben- und Langzeitwirkungen dieser Mittel seien noch wenig erforscht, „bis heute sind ja nicht einmal die Ursachen von ADHS zweifelsfrei geklärt“, erklärt ihr Arzt. Immerhin könnten sich die Symptome nach der Pubertät verlieren …

Aber was sonst? Ein intensives Bewegungsprogramm soll Mario einen Ausgleich fürs Stillsitzen verschaffen, eine Ergotherapie seine Ungeschicklichkeit beheben. Gleichzeitig versuchen die Eltern (und Lehrerinnen) sich auf Marios Besonderheit einzustellen: keine langen Begründungen mehr, sondern kurze, klare Ansagen, damit Mario versteht, was er tun oder lieber lassen soll. Viel Wertschätzung und Lob, damit er weiß, was er gut gemacht hat, und Mut schöpft – manchmal denkt er schon selbst, dass er gar nichts richtig macht, und ist deshalb traurig.

Nicht zuletzt müssen die Udes wieder entdecken, dass ihr Sohn im Kern ein lieber Junge ist, der oft mit bestem Willen loslegt, dann aber im Chaos versinkt. Dazu sollen auch eine Familientherapie und eine Selbsthilfegruppe beitragen, der die Udes sich anschließen. Zu erleben, dass sie nicht allein sind, und von der Erfahrung und Rückenstärkung anderer Eltern zu profitieren, das wird ihnen helfen gegen die Herausforderung, die ADHS mit sich bringt.

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