dieser Luxus macht mich neidisch: Das fieberkranke Nachbarskind wird wieder mal von der Oma betreut, und die Mama kann (einigermaßen) sorglos in die Arbeit gehen. So gut hatten wir’s nie. Von Berufs wegen 500 Kilometer weit von unseren Elternhäusern entfernt, konnten wir nie auf Oma und Opa als Babysitter zurückgreifen. Job(s) und Familie unter einen Hut zu bekommen, erwies sich so oft als Balanceakt, Abstürze inbegriffen. Bis wir ein Netz gespannt hatten, das auch spontan funktionierte, verging einige Zeit.
Aber nicht nur die „unbürokratische“ Vertretung im Krankheitsfall vermissen wir. Wie gerne hätte Sophie die Oma bei ihren Judo-Gürtelprüfungen dabei! Oder Leo den Opa bei den Auftritten seiner Kindertanzgruppe! (Natürlich hätten auch die Großeltern gerne zugeschaut!) Umgekehrt kann ich nicht zu jeder Familienfeier oder Beerdigung quer durchs Land reisen; der Aufwand ist einfach zu groß! So kostet es viel Engagement auf beiden Seiten, den Kontakt zwischen Enkeln und Großeltern eng zu halten. Im Alltag nutzen wir Telefon, Skype und WhatsApp ausgiebig, „lange Wochenenden“ verbringen wir öfter auf Heimaturlaub, und seit Oma und Opa im Ruhestand sind, quartieren sie sich schon mal für eine Woche bei uns ein. Bei allem Stress, den das mit sich bringt, sind das immer wieder besondere Momente, die wir alle genießen. Und die mich den Neid auf den Komplettservice bei den Nachbarn ein wenig vergessen lassen.
Ihre
Franziska Kindl-Feil