Jungen haben’s schwer. Besonders in der Schule, die ihren Alltag wesentlich prägt. Im Klassenzimmer müssen sie ihren Bewegungsdrang zügeln, stattdessen sind Qualitäten gefragt, die eher Mädchen zugeschrieben werden: Fein- statt Grobmotorik, Einfühlungsvermögen, Rücksicht auf andere und vor allem: Reden. Ergebnis: Jungen bleiben häufiger sitzen als Mädchen. Auf eine „Hampelliese“ kommen vier bis fünf „Zappelphilipps“. Nur auf dem Schulhof sind sie die Größten: stark, laut, wild. Aber weil Fußball und Raufen verboten sind, gibt’s Ärger mit der Lehrerin.
Dass Jungen sich in ihrer durch und durch reglementierten Umwelt (nicht nur in der Schule!) so schwer tun, hängt auch damit zusammen, wer dort das Sagen hat: zu Hause die Mutter, im Kindergarten die Erzieherin, in der Schule die Lehrerin – allesamt Frauen. Männliche Vorbilder fehlen weithin; selbst viele Väter spielen oft wegen berufsbedingter Abwesenheit nur eine Nebenrolle. Ersatz bieten Cliquen und Medien. Doch deren Einflüsse wirken oft einseitig. Die Tagesschau zeigt: Männer bestimmen, wo’s lang geht. Die Sportschau: Männer laufen Frauen davon. Filme und Serien: Männer sind cool, selbst in höchster Gefahr. Offensichtlich gelten in der Welt andere Gesetze, als Mütter, Erzieherinnen und Lehrerinnen predigen ... Kein Wunder, dass deren Kritik an Macho-Allüren an vielen Jungen abperlt – sie sind eben keine Männer!
Damit die Acht-, Zehnjährigen ein realistisches Männer-Bild aufbauen können, brauchen sie also bessere Vorbilder.
Vor allem Väter, die
aber eben auch
Anmerkung 1: Statt der Väter können das auch Großväter, Paten, Onkel und andere „Mentoren“ übernehmen.
Anmerkung 2: Es geht dabei nicht darum, irgendein Bild von Männlichkeit durchzusetzen. Sondern darum, die individuellen Anlagen von Jungen vielseitig zu fördern. Und wenn ihre Schwestern dabei mitwollen – gerne.