Eltern von Schulanfängern wundern sich oft über deren Gewohnheiten. Da haben sie eigens den teuren, ergonomischen Schülerschreibtisch ins Kinderzimmer gestellt – und jetzt erledigt er (oder sie) die Hausaufgaben doch lieber im Esszimmer (weil Mama oder Papa dort in der Nähe sind, wenn mal eine Frage auftaucht). Doch allmählich weckt die wachsende Selbstständigkeit immer mehr den Wunsch nach einem „sturmfreien“ Raum, in dem die „Heranwachsenden“ ungestört sind – allein, ohne Geschwister, eher schon mit Freundinnen oder Freunden. Das eigene Reich darf ruhig eine Nummer kleiner sein; wichtig ist nicht mehr die Spielfläche auf dem Boden, sondern die Tür zum Zumachen. Gerne auch mit Schild: Bitte anklopfen!
Gut, wenn Eltern diese neuen Bedürfnisse ihrer Kinder im Auge behalten und ernst nehmen, zum Beispiel auch bei der nächsten Renovierung gemeinsam mit ihnen überlegen, wie sie sich umsetzen lassen. Das gilt auch für die Einrichtung, die Schulkinder ja auch als Ausdruck ihrer Persönlichkeit empfinden. Allzu wilden Wünschen können Eltern im Gespräch immer noch Grenzen setzen, zum Beispiel unter Hinweis auf die (Folge-)Kosten.
Er segne die Wände deines Hauses,
die dich vor dem Wind und vor der Angst schützen.
Er segne das Dach,
das den Regen abwehrt und alle Bedrohungen.
Er segne den Fußboden,
der deinem Tritt Festigkeit gibt.
Er segne das Feuer in deinem Haus,
das dich bewahrt vor der Kälte und
vor der Verlassenheit.
Er segne deine Bank und deinen Tisch,
an dem du das Brot findest und den Wein.
Er segne dein Fenster
und sende dir viel Licht und freien Blick.
Er segne deine Tür,
sodass die Kommenden bei dir ein
gutes Willkommen finden
und einen Menschen, der ihnen ohne Angst begegnet.
Er segne dein Weggehen und dein Heimkommen
jeden Morgen, jeden Abend,
heute und morgen und für immer.
Quelle unbekannt
Bleibt die Frage nach dem Putzen und Aufräumen. Wer ist zuständig für die benutzte Wäsche, die Entsorgung von Apfelkrutzen und leeren Joghurtbechern, den Wechsel der Bettwäsche? Wie oft sind diese Aufgaben eigentlich fällig?
Die Ansichten von Kindern und Eltern liegen da oft weit auseinander; die einen bestehen auf Souveränität im eigenen Reich und wehren sich vehement gegen elterliche Einmischungen, die anderen befürchten nächstens den Einsatz eines Kammerjägers, wenn sie die Aufsicht über Hygiene und Ordnung aufgeben. Vielleicht hilft anfangs eine probeweise gemeinsam vereinbarte Checkliste, eine Balance zwischen den beiden Polen herzustellen. Etwa so:
Und so weiter. So können Jungen wie Mädchen ganz praktisch erfahren, wie wachsende Freiheit und Unabhängigkeit immer auch einen Zuwachs an Verantwortlichkeit mit sich bringt.