In den ersten Schul-Wochen war Clara so begeistert über die Hausaufgaben! Endlich hatte sie zu Hause auch etwas Wichtiges zu tun, wie die Großen! Doch dann wurden die Aufgaben von Monat zu Monat mehr, langwieriger und in ihrem Lieblingsfach Mathe für Clara auch langweilig. Jetzt hören ihre Eltern immer öfter nur ein genervtes Stöhnen auf ihr Nachfragen. Oder ein lockeres „Mach’ ich nachher!“
Erwachsenen ist völlig klar: Hausaufgaben dienen dazu, dass Kinder das in der Schule Gelernte durch selbstständiges Üben festigen. Oder sich auf neue Themen einstimmen. Und dass die Lehrerin sieht, wo ihre Schützlinge „stehen“. Deshalb machen Hausaufgaben Sinn. Aber wie mache ich das einem Kind klar, das absolut keine Lust darauf hat?
Claras Vater versucht es so:
„Lass uns mal reden. Was meinst du: Warum gibt euch die Lehrerin Hausaufgaben auf?“
„Wozu ist es gut, wenn du sie machst?“
„Was passiert, wenn du sie nicht machst?“
„Was brauchst du, damit dir die Hausaufgaben leichter fallen?“
Sein Engagement, Clara zum Nachdenken anzuregen, eröffnet ihr die Chance zu sagen, was sie braucht und was ihr beim Erledigen der Hausaufgaben helfen könnte. Danach geht’s ans Ausprobieren: Hilft es, wenn Clara nach dem Heimkommen aus der Schule erst spielen und/oder chillen darf? Wenn Mama und Papa nicht drängeln, sondern der Wecker das Startsignal für die Hausaufgaben gibt? Wenn Clara bei der Arbeit leise (Entspannungs-)Musik hört?
Die Eltern merken bald: Ein Rezept gibt es wohl nicht. Je nach Tagesform, Freibad-, Rodel- oder Regenwetter und Verabredungen mit Freundinnen setzt sich Clara mal engagiert, mal widerstrebend ans Werk. Außerdem hängt ihre Motivation sehr von der Art der Aufgaben ab: Die Mathe-Übungen findet sie „Babykram“; anders, wenn sie etwas malen, basteln oder sammeln soll oder wenn’s um Tiere geht. Je nach dem heißt das für ihre Eltern: konsequent sein, auf liebevolle Art hartnäckig bleiben, aber auch aushalten, dass Clara ab und zu sauer auf sie ist …
… und vielleicht mit hingeschluderten oder gar ohne Hausaufgaben zur Schule geht. Auch wenn’s schwer fällt – der Hickhack um die Hausaufgaben hängt wesentlich von der Einstellung der Eltern ab. Claras Mutter tut sich da leichter als ihr Mann. Sie versteht Hausaufgaben als eine Sache zwischen ihrer Tochter und der Lehrerin und begnügt sich damit, Clara selbstständig arbeiten zu lassen und auf Nachfrage mit kurzen Tipps zu helfen. Hinterher wirft sie nur einen Blick auf das fertige Werk; die Bewertung überlässt sie der Lehrerin. Die kann dann daraus ablesen, wie gut Clara die Lerninhalte beherrscht. Dank elterlicher Nachhilfe perfekte Hausaufgaben führen da nur in die Irre.
Und, für Eltern vielleicht noch wichtiger: Darauf zu verzichten, kann das Familienklima nachhaltig entlasten.