Donnerstag, 10:25 Uhr

Überforderte Mütter

Raus aus dem Hamsterrad

Raus aus dem Hamsterrad

Es war ein Tag wie jeder andere ‚normale Tag‘ vor der Corona-Pandemie. Nach dem Aufstehen die Waschmaschine angeworfen, die Kinder mit Frühstück versorgt und an der Schule und Kita abgesetzt. Gehetzt auf der Arbeit angekommen, meinen Halbtagsjob gemacht, mittags die Jüngste aus der Kita abgeholt und gekocht. Nachmittags die Hausaufgaben der Großen überwacht, Haushalt gemacht, Henri zu seinem Freund, Lena zum Turnen  gefahren, mit Greta gespielt. Die Großen wieder abgeholt, Abendbrot gemacht; geputzt, während mein Mann sich zum Sport verabschiedete. Die Kinder ins Bett verfrachtet, Wäsche gebügelt.

Der normale Alltagstrott halt, der zum Wahnsinn mutiert, sobald ein Kind krank wird oder die Kita wegen Fortbildung geschlossen ist. (Und der in Coronazeiten komplett aus dem Ruder läuft - aber das wusste ich ja damals noch nicht...) Eins war allerdings anders an diesem ganz ‚normalen Tag‘.

Als ich erschöpft neben meinem  Mann ins Bett sank und er fragte, ob morgen „etwas Besonderes“ anstehe, brach es aus mir heraus: „Etwas Besonderes? Mir reicht’s auch so.“ Johannes’ Versuch, mich zu beschwichtigen wehrte ich zornig ab.  Er schaute mich fassungslos an,  dann atmete ich tief durch und versuchte, ihm meinen Frust verständlich zu machen. „Wo bleibe ich eigentlich mit meinen Bedürfnissen? Ich bin ausgelaugt, gereizt, chronisch müde. So geht’s nicht weiter!“

Edelstein

Handstand

„Klasse!“ Ein paar Sekunden lang hält Timmi den Handstand, den er mir gerade vorführt, absolut ruhig durch, bevor er wieder auf die Füße wechselt. Um mich dann, nach kurzem Atemholen, herauszufordern: „Jetzt du, Papa!“ Oh je, lang ist‘s her, aber ich versuch‘s mal. Tatsächlich gelingt mir die Übung solala, wenn auch nur dank Timmis Hilfestellung – was er großzügig gelten lässt. Am Ende balgen wir uns kichernd auf dem Fußboden.

Paul, 40

Johannes verstand zum Glück den Ernst der Lage und wir verabreden ein Gespräch in aller Ruhe. Am nächsten Abend, als die Kinder im Bett waren, überlegten wir gemeinsam, wie sich die Situation entschärfen ließe. Ich erzählte ihm ausführlich, wie ich mich fühle und äußerte ganz konkret einige Wünsche. Weil Johannes einen Fulltime-Job hat, kann er sich nicht fifty-fifty in die Familienarbeit einbringen, aber er bietet an, zweimal pro Woche auf dem Rückweg von der Arbeit einzukaufen und die Elternabende zu übernehmen. Außerdem habe ich künftig einen Abend pro Woche komplett frei. Auch für uns als Paar planen wir gemeinsame Zeit ein. Wir möchten regelmäßig einen Babysitter engagieren, damit wir uns mit Freunden treffen oder zusammen etwas unternehmen können.

Am nächsten Sonntag überlegen wir zusammen mit den Kindern weiter. Wir erzählen ihnen ganz offen, dass wir uns eine andere Verteilung der Familienaufgaben wünschen und fragen, wer sich wie einbringen könnte. Mit Erfolg: Die Großen verpflichten sich, ihre Zimmer an den Wochenenden aufzuräumen und sich ums Tischdecken und die Spülmaschine zu kümmern.  

Ob das wirklich so funktioniert hat? - Klar, es klappt auch bei uns nicht immer alles reibungslos. Doch vieles haben wir richtig klasse hinbekommen. Unser Erfolgsrezept: Regelmäßig darüber sprechen, was gut läuft und was wir ändern wollen, statt zu warten, bis einem von uns der Kragen platzt. Auch den Kindern übergeben wir jetzt viel bewusster Verantwortung, altersgemäß natürlich. In Coronazeiten haben wir von unseren Erfahrungen sehr profitiert und zusätzlich Tages- und Wochenpläne eingeführt, mit denen wir flexibel auf die aktuelle Situation reagieren können.

Silke Neumeyer

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