Die Schule befähigt Kinder, mehr und mehr selbst zu tun. Und sie erwartet auch mehr Selbstständigkeit. Zum Beispiel: dass es bei Minus-Temperaturen nicht ohne Jacke in die Hofpause rennt, seine Hefte und Schreibutensilien in Ordnung hält, sein Turnzeug nicht vergisst … Zwar können Eltern und anfangs auch die Lehrerin noch ein Auge darauf haben, aber nach ein paar Wochen müssten Erstklässler auch in diesem Punkt endgültig in der Schule „angekommen“ sein. Zu viel Fürsorge kann sogar schaden – nicht nur weil sie die Kinder „klein“ hält und um die Chance bringt, Stolz auf ihre Selbstständigkeit zu entwickeln. Beispiel Hausaufgaben: Da ist noch ein Fehler drin? Nicht schlimm, denn erstens ist die Schule zum Lernen da. Zweitens: Wie soll der Lehrer ein genaues Bild vom „Stand“ seiner Schützlinge bekommen (und sie daraufhin angemessen fördern), wenn die Eltern jetzt eingreifen und korrigieren? Und drittens: Je selbstverständlicher die Eltern Fehler als normalen Schritt auf dem Weg zum späteren Lernerfolg akzeptieren, desto besser lernen auch ihre Kinder, mit Rückschlägen umzugehen.
Für viele Eltern ist das eine Herausforderung. Sie sollen die Verantwortung für ihr Kind teilweise abgeben und ihm eigene Erfahrungen zutrauen und manchmal auch zumuten – dadurch lernt es am meisten. Dazu gehört auch, sich selbst zurückzunehmen und auszuhalten, wenn mal etwas schiefgeht. Das kostet eine Portion Zutrauen – in das eigene Kind und in die Fähigkeiten der Lehrerin. Gut, wenn Familien das auch durch kleine Herausforderungen im Alltag einüben: das Kind eigenständig beim Bäcker einkaufen, seine Bestellung im Restaurant aufgeben, die Blumen in seinem Balkonkasten versorgen und die Geburtstags-Mitbringsel für seine Freunde aussuchen lassen. Dann klappt es auch mit der Selbstständigkeit in der Schule.
Was Müttern und Vätern außerdem zu tun bleibt: den Kindern positive, bestärkende Rückmeldung geben, wenn ihnen etwas gelingt, und Erfolge mit ihnen gemeinsam feiern. Aber auch signalisieren, dass nicht alles auf Anhieb klappen muss, und offen bleiben für Fehler. Die Kinder ermutigen und ihnen das Gefühl geben: „Ich bin da, wenn du mich brauchst.“ Und vor allem: „Ich traue dir das zu. Du schaffst das!“