Gerade die Taufe des ersten Kindes wirft bei konfessionsverschiedenen Elternpaaren viele Fragen auf und weist sie nachdrücklich darauf hin, dass die Spaltung der Kirchen die eigene Familie betrifft.
Die Eheschließung findet oft noch in einem ökumenischen Rahmen statt, bei dem beide Partner das Gefühl haben, sich ohne den Verlust ihrer eigenen kirchlichen Heimat in die Ehe einbringen zu können. Dagegen bedeutet die Taufe zwar die Eingliederung in die eine Kirche Jesu Christi; sie ist unter den Bedingungen der getrennten Christen aber eben doch eine klare Entscheidung für eine der beiden Glaubensgemeinschaften.
Vor der Eheschließung hat der katholische Partner unterschrieben, dass er sich der Pflicht bewusst ist, die Kinder im katholischen Glauben zu erziehen, soweit das in seiner Ehe möglich ist. Doch damit ist für viele Paare längst noch nicht alles klar. Meist beginnen die Diskussionen um dieses Thema erst richtig, wenn die Eltern konkret über die Taufe – und damit die Konfession – des ersten Kindes entscheiden. Dabei sind oft mehrere Punkte von Bedeutung. Die Nähe des jeweiligen Partners zur eigenen Kirche und die Bindung an eine bestimmte Gemeinde spielen dabei ebenso eine Rolle wie die Frage, wer von beiden den überwiegenden Teil der religiösen Erziehung übernimmt. Die Verantwortung für diese Entscheidung tragen die Eltern in jedem Fall gemeinsam.
Seit unser Kind auf der Welt ist
sind die Tage so voll, Gott,
voll von Freude und Staunen,
von Dankbarkeit und angerührt sein
von diesem großen Wunder
in diesem kleinen Menschen.
Die Tage sind voll, voll auch von
Fragen und Sorgen um diesen
kleinen Menschen, voll auch von
den vielen Alltäglichkeiten:
Der Laden muss laufen,
das Geld muss her,
das Essen auf den Tisch,
die Wäsche will gemacht sein.
So voll, Gott, voll von meinem Leben komme ich zu Dir.
Ich lege Dir das ganze Paket hin.
Ich lege alles in Deine Hände.
Du trägst mich und uns.
Das lässt mich aufatmen,
durchatmen.
Für den Elternteil, der sein Kind in die andere Kirche hineingibt, ist das oft mit Schmerz und Trauer verbunden; denn das eigene Kind wird in einer Kirche heimisch werden, die er nur von außen kennt. Es wird mit Traditionen und Riten aufwachsen, die ihm nicht vertraut sind. Doch ist er damit nicht von der religiösen Erziehung des Kindes ausgeschlossen.
Auch wenn diese Entscheidungsphase schmerzhaft ist, so kann sie doch gleichzeitig eine Chance werden. Viele Mütter und Väter werden sich in dieser Situation über den Stellenwert ihres eigenen Glaubens und ihrer Konfession klarer. Sie sprechen vielleicht erstmals ihre Berührungsängste gegenüber der anderen Kirche offen aus, formulieren ihre Wünsche und Erwartungen und überlegen gemeinsam, was sie sich für die Zukunft des Kindes wünschen. Die Eltern können darüber hinaus die Gemeinsamkeiten der beiden Kirchen kennenlernen und sehen, wie sie sich auch gegenseitig bereichern. Sie erhalten die Chance, in der Familie durch gemeinsame Gebete und Lieder und durch das Lesen der Bibel zum Nährboden für eine gelebte Ökumene zu werden. Ein Gespräch mit den Seelsorgerinnen und Seelsorgern einer oder beider Konfessionen kann den Eltern bei der Entscheidung helfen.