An jedem Abend das Gleiche: Yvonne (3) zögert das Schlafengehen endlos hinaus, muss noch mal Pipi, steht mehrmals wieder auf und kommt zu uns ins Wohnzimmer. Wie können wir uns dieses Hickhack ersparen?
Yvonnes Verhalten signalisiert eindeutig, dass es ihr mit dem gewohnten Ablauf am Abend nicht gut geht. Eine Lösung, die für alle, Eltern wie Tochter, akzeptabel ist, können Sie nur gemeinsam finden.
Das bedeutet erstens: Klären, warum Yvonne diese Verzögerungstaktik praktiziert. Fragen Sie sie einfach danach!
Erste Möglichkeit: Sie ist schlicht und einfach noch nicht müde. Eltern unterschätzen oft, wie schnell sich der Schlafbedarf von Kindern mit dem Alter ändert und wie unterschiedlich er von Kind zu Kind ist. Wie ist Yvonne morgens nach dem Aufwachen und tagsüber drauf? Macht sie einen fitten, unternehmungslustigen Eindruck? Dann könnten Sie versuchen, ihre Einschlafzeit probeweise nach hinten zu verlegen. Denn die Schlafforscher bestätigen einhellig: Kein Kind kann länger schlafen als seine Natur ihm vorschreibt!
Zweite Möglichkeit: Yvonne fürchtet sich vor irgend etwas. Ist ihr das Zimmer vielleicht zu dunkel? Hätte sie gerne mehr Licht? Oder soll die Tür einen Spalt weit offen stehen? Will sie sich vergewissern, ob Sie noch da sind? (Das kommt gerade bei Kindern vor, die Trennungen in anderen Familien miterleben oder deren Eltern selbst zerstritten sind!) Versuchen Sie so weit wie möglich auf solche Ängste einzugehen und sie zu beruhigen; einen wichtigen Beitrag dazu kann auch ein liebevolles Gute-Nacht-Ritual leisten.
Dritte Möglichkeit: Yvonne fühlt sich ausgeschlossen und möchte einen anderen Ablauf des Abends durchsetzen. Dann müssen Sie verhandeln. Sammeln Sie zunächst die Wünsche aller Beteiligten und versuchen Sie dann einen Ablauf zu planen, der allen gerecht wird. Zum Beispiel könnten Sie Yvonne vorschlagen: „Nach dem Abendessen können wir noch ein halbe Stunde spielen. Dann machst du dich fürs Bett fertig, und ich lese dir im Schlafzimmer eine Geschichte vor. Wenn du danach noch nicht schlafen kannst, darfst du gerne in deinem Zimmer noch Bücher angucken oder deinem Teddy etwas erzählen, ich möchte dann Zeit für mich haben. Ich komme aber ab und zu noch nach dir schauen.“
Erwarten Sie aber bitte nicht, dass die neuen Absprachen vom ersten Tag an funktionieren! Erinnern Sie Yvonne einfach daran, wenn sie trotzdem wieder zu Ihnen ins Wohnzimmer kommt, und bringen Sie sie ruhig zurück in ihr Bett. Wenn allerdings auch nach drei, vier Tagen keine Besserung in Sicht ist, können Sie Grenzen setzen und Yvonne (zum Beispiel) erklären:
„Du bist jetzt mehrmals wieder aufgestanden; das hat mich 40 Minuten lang beschäftigt. Wenn du darauf nicht verzichten kannst, werde ich dich morgen eben um 40 Minuten früher zu Bett bringen.“ Setzen Sie diese Ankündigung dann konsequent um!
Vielleicht finden Sie auch gemeinsam noch eine Verbesserung an Ihrem neuen Abend-Rhythmus, die Ihnen beiden entgegenkommt. Und auch wenn alles funktioniert wie geplant: Fragen Sie Yvonne in der nächsten Zeit immer wieder, ob das Zubettgehen für sie jetzt in Ordnung ist. Sie werden sehen: Die gemeinsame Arbeit an der Abendgestaltung wird Ihre Beziehung zueinander noch stärker machen!