Ich habe das Gefühl, dass Christiane (11) mich als Mutter ablehnt und nur den Kontakt zum Vater sucht. Ist das so normal? Und was kann ich tun, um ein Gleichgewicht wieder herzustellen?
Es wäre gut, wenn Sie die Ursachen für Ihr Gefühl genauer eingrenzen könnten. Was konkret könnte es sein, das Christiane an Ihnen ablehnt? Fühlt sie sich möglicherweise zu sehr von Ihnen kontrolliert und gegängelt? Oder lehnt sie das Frauenbild ab, das Sie verkörpern?
In Christianes Alter fangen Mädchen – oder müsste ich besser schon sagen: junge Frauen? – an, eine eigene Identität als Frau aufzubauen. Sie entwickeln Vorlieben und Eigenarten, die für sie zu ihrer Persönlichkeit gehören, und Vorstellungen davon, wie sie selbst als Frau leben möchten. Zu diesem Weg, „zur Frau zu werden“ und die eigene Persönlichkeit (weiter) zu entwickeln, gehört es auch, sich von der eigenen Mutter abzugrenzen, die bisher meist die wichtigste Identifikationsfigur darstellte.
Auf diesem Hintergrund bauchen Sie das Verhalten Ihrer Tochter nicht als Abwertung oder Ablehnung deuten, sondern können es als wichtigen Entwicklungsschritt sehen. Allerdings müssen Sie sich deswegen keine Beleidigungen oder andere Verletzungen gefallen lassen; bei allem Respekt für die Emanzipation von Teenies gelten die Regeln der Höflichkeit auch für ihren Umgang mit den eigenen Eltern. Andernfalls sollten Sie Christiane in einem Gespräch Ihre Betroffenheit zeigen und nachdrücklich Ihrerseits Respekt einfordern.