Vor anderthalb Jahren wollte Lisa (11) unbedingt Keyboard lernen. Wir haben es ihr ermöglicht und über einen Musiklehrer, der sie auch unterrichtet, ein sehr gutes Instrument einigermaßen günstig erstanden. Aber nach anfänglicher Begeisterung übt sie inzwischen überhaupt nicht mehr. Ständig streiten wir uns deswegen. Eigentlich möchte ich sie nicht ständig ermahnen, aber es widerstrebt mir auch, kommentarlos darüber hinwegzugehen…
Zunächst einmal würde ich versuchen herauszufinden, warum Lisa gegen das Üben so hartnäckig streikt. Hat sie vielleicht neuerdings viel mehr als früher für die Schule zu tun und deswegen das Gefühl, zu wenig freie Zeit für sich zu haben?
Oder sie hat neue Freundinnen gefunden, mit denen sie mehr unternehmen möchte? In solchen Fällen scheint es mir gerechtfertigt und sinnvoll, den Unterricht vorübergehend auszusetzen oder die Zeitabstände zwischen den Stunden zu verlängern.
Oder findet sie den Unterricht langweilig, weil ihr Lehrer ihr ausschließlich „klassische“ Musik vorsetzt und sie selbst lieber etwas Peppigeres, „Angesagtes“ spielen würde? Dann hilft möglicherweise ein Gespräch mit ihrem Lehrer weiter - und wenn das nichts bringt, könnten Sie sich nach einem anderen Lehrer umsehen.
Oder steckt hinter Lisas Weigerung zu üben schlicht und einfach „kein Bock“? Dann können Sie nur versuchen, mit Lisa zusammen zu überlegen, was ihre Motivation wieder beflügeln könnte. Wenn das allerdings zu keinem befriedigenden Ergebnis führt (oder Lisa sich erst gar nicht auf solche Überlegungen einlässt), würde ich mir eine logische Konsequenz überlegen. Bitte verstehen Sie das nicht als „Strafe“ - aber warum sollen Sie eigentlich die Kosten für einen Unterricht bestreiten, wenn Lisa so offensichtlich das Interesse daran verloren hat? Sie könnten ihr also erklären: „Wir bezahlen die Stunden bei deinem Musiklehrer nur noch, wenn du selbst Interesse daran zeigst und entsprechend übst. Wenn nicht, geht’s von deinem Taschengeld ab.“
Allerdings müssen Sie damit rechnen, dass Lisa dann ihrerseits die Konsequenzen zieht und das Keyboard-Spielen aufgibt. Es ist ja durchaus möglich, dass sie sich das vorher ganz anders vorgestellt hatte und nun von der Realität enttäuscht ist. In diesem Fall macht es wenig Sinn, sie ständig zu drängen (und damit das Klima in der Familie zu verderben). Dann schauen Sie besser den Tatsachen ins Auge und akzeptieren Lisas Entscheidung; vielleicht können Sie das Instrument nach ein paar Monaten „Bedenkzeit“ ja noch mit einem erträglichen Verlust weiterverkaufen.
Es muss nicht immer teuer sein