Allmählich mache ich mir Sorgen um Johannes (7); ich habe fast den Eindruck, er weigert sich, selbstständig zu werden. Zum Beispiel will er nicht telefonieren oder einkaufen gehen, auch wenn es dabei um seine ganz persönlichen Wünsche geht (wie die Verabredung mit einem Spielgefährten).
Im Vorfeld sollten Sie für sich klären: Kann Johannes das alles nicht, oder will er es einfach nicht? Wie sieht es denn mit seiner Selbstständigkeit bei anderen Aufgaben aus – sich ein Brot schmieren, Schulsachen in Ordnung halten, Spielzeug aufräumen zum Beispiel? Möglicherweise hat Ihr Sohn sich ja daran gewöhnt, dass es bequemer ist, andere für sich machen zu lassen. Eltern unterstützen ihre Kinder oft in dieser Haltung, ohne dass sie das selbst wollen. (So geht es eben einfach schneller, das Brot selbst zuzubereiten, als hinterher das Geschmiere der Kinder wegzumachen.) In diesem Fall müssten Sie Johannes also klar machen: Für die Erfüllung deiner Sonderwünsche bist du selbst zuständig, und sich selbst zurückziehen. Also: Wenn du dich mit deinem Freund treffen willst, ruf‘ ihn auch selbst an.
Anders sieht das aus, wenn Johannes diese Aufgaben tatsächlich „nicht kann“ oder sich nicht traut. Dann versuchen Sie am besten, ihn schrittweise daran zu gewöhnen. Wenn Sie im Supermarkt an der Kasse stehen, können Sie ihn bitten, noch etwas Milch oder Mehl zu holen, die Sie „vergessen“ haben. Oder Sie begleiten ihn zum Bäcker und überlassen ihm dort erst die Bestellung, beim dritten oder vierten Einkauf auch die Bezahlung. Oder Sie suchen für ihn Telefonnummer seines Freundes heraus, lassen ihn aber die Verabredung alleine treffen. So kann er Schritt für Schritt seine Kompetenzen (und sein Zutrauen darin!) erweitern.
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