Donnerstag, 11:22 Uhr

März 2015

Gefährlich muttertaub

Unser sechsjähriger Sohn kann Fahrradfahren, hält sich aber nicht an die Regeln. Zum Beispiel fährt er einfach auf die Straße, ohne zu schauen, ob ein Auto kommt. Zwar wohnen wir in einer Spielstraße, ich finde das aber trotzdem gefährlich und habe das Moritz inzwischen oft genug erklärt. Ich weiß nicht, was ich noch tun soll.

Mit seinem Verhalten gefährdet Moritz sich selbst, schlimmstenfalls sogar tödlich. Daraus ergibt sich die logische Konsequenz: Solange er sich nicht an die Regeln hält, entziehen Sie ihm das Fahrrad. Auch im eigenen Interesse: Wenn Ihr Sohn tatsächlich einen Unfall erleidet, würden Sie sich hinterher mitschuldig fühlen und Vorwürfe machen.

Zunächst zur verkehrspraktischen Seite: Rein technisch können viele Kinder schon im Vorschulalter Fahrrad fahren. Im Straßenverkehr ist allerdings viel mehr gefordert; die Übersicht und Voraussicht, die dazu gehört, entwickeln Kinder nach Überzeugung von Fachleuten erst im späten Grundschulalter. Deshalb müssen Kinder unter 8 und dürfen Kinder unter 10 ja noch auf dem Gehweg fahren! Für Sie als Mutter bedeutet das: Sie müssen dafür sorgen, dass Moritz beim Spielen mit dem Fahrrad im „Schonraum“ bleibt, in dem er sich gefahrlos bewegen kann; ob die Spielstraße vor Ihrer Haustür dazu gehört, wissen Sie selbst am besten. Manchmal werden solche Straßen auch als „Schleichwege“ missbraucht…

Und zur pädagogischen Seite: Wenn Eltern ihren Sprösslingen immer wieder die gleichen Regeln erklären, bei Verstößen dagegen aber keine Konsequenzen ziehen, werden die Kinder mit der Zeit „muttertaub“. Sie hören einfach nicht mehr hin; die Erklärungen der Eltern gehen in ein Ohr rein und aus dem anderen sofort wieder raus. Natürlich sollen Sie Moritz erklären, warum er nur in einem klar beschriebenen „Schonraum“ radfahren darf, warum diese Regel also sinnvoll ist. Machen Sie ihm auch klipp und klar, was passiert, wenn er trotzdem vom Bürgersteig auf die Straße oder aus der Spielstraße heraus fährt. „Dann kann ich dich nicht mehr mit dem Fahrrad nach draußen lassen; ich hätte ja ständig Angst, dass dir etwas zustößt.“ Das gilt ähnlich natürlich auch für den Fall, dass er mit dem Fahrrad „brav“ auf dem Bürgersteig bleibt, dort aber keine Rücksicht auf Fußgänger oder kleinere Kinder nimmt. Erst wenn er nach einer angemessenen Auszeit verspricht, sich an die Regel zu halten, lassen Sie ihn wieder mit dem Fahrrad raus. Wenn Sie diese Linie konsequent verfolgen, haben sie gute Chancen, dass Moritz‘ Muttertaubheit bald geheilt sein wird.

In unserer Rubrik Familie von A-Z finden Sie weitere interessante Artikel und Infos zu dem Thema Entwicklung des Kindes.

 

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