Samstag, 15:53 Uhr

Februar 2016

Hickhack ums Anziehen

Morgen für Morgen das gleiche Spiel: Unsere dreieinhalbjährige Tochter Lisa möchte sich alleine anziehen, aber das dauert leider so lange, dass es in Streit und Stress endet. Auch weil sie sich um keinen Preis helfen lassen will.

So anstrengend diese Morgenszenen für Sie auch sind: Es lohnt sich, sie auch einmal von der anderen Seite anzuschauen. Sie sind ein nachdrückliches Zeichen, dass Lisa selbstständig werden will, dazu gehört eben auch, die Verantwortung fürs Anziehen zu übernehmen. Das ist einerseits ein toller Entwicklungsschritt, der andererseits auch Übung und Zeit erfordert und Eltern deshalb viel Geduld abverlangt; der starke Durchsetzungswille, den Kinder dabei entwickeln, steht halt vorerst noch im Widerspruch zu ihrem begrenzten Überblick...

Wie lange Sie Lisa dabei mit Geduld und Verständnis begleiten können und wo Ihre Grenzen liegen, können Sie nur selbst entscheiden. Gibt es eine Zeit, zu der Sie aus dem Haus müssen, um pünktlich am Bus/an der Kita/an Ihrem Arbeitsplatz zu sein? Welche anderen Aufgaben müssen Sie vorher noch erledigen? Was davon könnte Ihr Mann Ihnen vielleicht abnehmen? Wenn Sie das für sich eindeutig geklärt haben, können Sie Lisa mit umso größerer Sicherheit und Überzeugungskraft erklären, was geht und was nicht. Als Hilfe dabei bietet sich eine Uhr mit einem deutlichen Zeiger (besser als eine Ziffernanzeige!) an, auf der Sie die „Deadline“ mit einem Klebepunkt markieren können. Sie hat den Vorteil, dass sie stur weiter geht und sich durch keinen Einwand aufhalten lässt; dagegen führen elterliche Erklärungen oft dazu, dass Kinder sich zu einem Machtkampf herausgefordert fühlen oder einfach auf Durchzug schalten.    

Vielleicht geht es auch nicht anders, als morgens früher aufzustehen. Die zusätzliche Zeit kann eine Menge Druck aus dem Kessel nehmen. Oder Sie lassen Lisa selbst mitentscheiden: Alleine anziehen heißt früher aufstehen, länger schlafen bedeutet sich helfen zu lassen, um pünktlich aus dem Haus zu kommen. Eine andere Möglichkeit, die Anziehsachen schon am Abend vorher herauszusuchen, könnte allerdings ab und zu an einem unerwarteten Wetterumschwung scheitern. Oder Sie einigen sich auf eine Zwischenlösung: Sie machen zwei Vorschläge, was Lisa anziehen könnte, und sie entscheidet sich dann für den einen oder anderen. Wie auch immer: Es lohnt sich, die Lösung für Ihr Problem mit Lisa gemeinsam zu suchen. Vielleicht hat ja sie selbst noch eine originelle Idee, und vor allem: Gerade in ihrem Drang nach Selbstständigkeit wird sie sich gegen jede verordnete Lösung sträuben. Machen Sie das morgendliche Aus-dem-Haus-gehen also lieber zu einem gemeinschaftlichen Projekt, bei dem das gegenseitige Bekämpfen in den Hintergrund tritt!

In unserer Rubrik Familie von A-Z finden Sie weitere interessante Artikel und Infos zu dem Thema Entwicklung des Kindes.

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