In den vergangenen Jahre haben meine Frau und ich zusammen mit unserer Tochter Amelie (3) Heiligabend abwechselnd bei unseren Eltern verbracht (die sich nicht besonders mögen) und die jeweils andere „Partei“ dann am ersten oder zweiten Weihnachtstag besucht. Mit diesem Kompromiss konnten alle gut leben. Doch seit vor drei Wochen unser Jüngster, Jonas, zur Welt kam, finden wir die Aussicht auf die Fahrerei an den Festtagen überhaupt nicht mehr prickelnd. Am liebsten würden wir bei uns zu Hause feiern, aber auch nicht zu lang... Andererseits wollen wir niemanden vor den Kopf stoßen!
Dass Sie mit einem Kleinkind und einem Neugeborenen zu Weihnachten nicht von einer Familienfeier zur nächsten touren wollen, verstehen alle, die selbst einmal in dieser Rolle waren. Ein Kind zu bekommen verändert die ganze Familie; wie bei einem Mobile, zu dem ein neues Teil hinzukommt, müssen sich alle erst einmal aufeinander einstellen und -schwingen, um gemeinsam in einen guten Rhythmus zu kommen. Und Sie als junge Eltern stehen vor der Aufgabe, Ihre eigene Familien- und Feierkultur zu entwickeln – nicht nur zur Weihnachtszeit! Das kann für Ihre Eltern durchaus auch auf einen (teilweisen) Abschied von lieb gewordenen Ritualen hinauslaufen.
Praktisch bedeutet das: Überlegen Sie zuallererst zusammen mit Ihrer Frau, was Ihnen selbst und Ihren Kindern gut tun könnte. Sie möchten lieber zu Hause feiern? Okay – Ihren Eltern fällt der Ortswechsel vermutlich leichter als Ihnen mit den Kindern (samt Windeln, Wechselwäsche, Pflegemittel, Babynahrung…). Aber auch dann bleibt noch einiges u bedenken: Wie viel „Programm“ muss sein? Ausgiebiges Singen, Vorlesen und Erzählen unterm Weihnachtsbaum oder an der Krippe und andere Erwachsenen-Rituale können die Geduld von Kleinkindern schnell überfordern; da sind Amelie und Jonas, die noch nicht für sich selber sorgen können, auf Ihren Schutz angewiesen. Wie festlich muss das Essen sein? Vielleicht können die (Schwieger-)Eltern Ihnen ja beim Vorbereiten, Kochen und Backen helfen und Ihnen und Ihrer Frau damit Stress ersparen. Was passt in den Tagesrhythmus der Kinder (sofern Jonas überhaupt schon einen hat)? Nicht eingehaltene Still-, Fütter- und/oder Schlafzeiten haben schon viele Familienfeiern gründlich „gecrasht“.
Entwickeln Sie also zunächst Ihre eigenen Vorstellungen: Heiligabend ausschließlich zu viert oder mit den (Groß-)Eltern? Am Nachmittag oder lieber später unter Erwachsenen, wenn die Kinder im Bett sind? Beide Großeltern-Paare gleichzeitig oder besser nacheinander?
Wenn Ihre Frau und Sie sich klar sind, was für Sie passt, laden Sie die (Schwieger-)Eltern ein. Freundlich, aber fest – betonen Sie, dass Sie gemeinsam mit ihnen feiern möchten, dabei aber Ihre eigenen Bedürfnisse und die Ihrer Kinder nicht aus dem Auge verlieren wollen. Gute Großeltern verstehen das!
In unserer Rubrik Familie von A-Z finden Sie weitere interessante Artikel und Infos zu dem Thema Entwicklung des Kindes.