Unser Jüngster, gerade ein Jahr alt, ist so vorsichtig und ängstlich, dass wir uns Sorgen machen. Kürzlich in der PEKiP-Gruppe zog er sich an einem Tisch hoch - und tastete dann eine gefühlte Ewigkeit lang hinter sich, bevor er sich wieder zu Boden plumpsen ließ. Sein Bruder (8) war ganz anders und seine Schwester (5) sogar ein richtiger Wildfang. Anton will auch nicht alleine laufen, obwohl er an der Hand schon ganz sicher geht. Der Kinderarzt findet seine Entwicklung allerdings völlig in Ordnung...
Jedes Kind hat seinen eigenen Charakter, sein eigenes Temperament und sein eigenes Entwicklungstempo, das gilt sogar innerhalb der gleichen Familie. Die einen stürmen auf dem Spielplatz gleich auf das höchste Klettergerät, dass ihren Eltern Angst und Bange wird, andere brauchen viel Ermutigung, um auch nur die „Baby-Rutsche“ alleine herunter zu rutschen. Ähnliches erleben Sie wahrscheinlich in der PEKiP-Gruppe: Die einen gehen sofort auf andere Kinder zu, andere schauen erst mal von Mamas oder Papas Schoß aus zu. Das kann Eltern ganz schön unter Druck setzen, wenn zum Beispiel alle Gleichaltrigen in der Krabbelgruppe sich schon drehen oder krabbeln oder mitsingen und -klatschen und nur das eigene Kind noch nicht mitmacht. Gerade in Ihrem Fall, wenn die beiden älteren Kinder markante Entwicklungsstufen auffällig schneller bewältigten, ist es eine echte Herausforderung, Anton sein eigenes Tempo für seine Entwicklung zu lassen.
Aber gerade darauf kommt es an. Vergleiche helfen nicht weiter; sie können sogar in die Irre führen und Eltern den Blick auf die individuellen Fähigkeiten und Bedürfnisse ihrer Kinder verstellen. Umgekehrt ist es für ein Kinder eine große Unterstützung, wenn es die Welt in seinem Tempo erforschen und erobern darf; es gibt ihm die Sicherheit, dass es, so wie es ist, „in Ordnung“ ist – gerade auch für die Eltern.
Natürlich ist es gut, dass Sie Antons motorische Entwicklung im Blick zu behalten, aber, bitte, ohne ihn dabei an seinen Geschwistern zu messen und sich deswegen unnötige Sorgen zu machen. Wann ein Kind frei laufen kann, unterscheidet sich von Kind zu Kind. Manche tun das erst, wenn sie sich ganz sicher fühlen, und laufen über ein Jahr lang an der Hand; andere trauen sich früher und nehmen dafür Stolperer und schmerzhafte Zusammenstöße in Kauf. Darüber, wer später schneller und sicherer läuft, sagt das überhaupt nichts! Wahrscheinlich haben Sie das selbst schon in der PEKiP-Gruppe beobachtet: Oft trainieren Kinder mit großer Ausdauer bestimmte Fertigkeiten aus eigenem Antrieb, ohne dass jemand sie dazu auffordert – einfach weil das jetzt für sie „dran“ ist. Auf diesen inneren Drang ihrer Kinder, „groß“ zu werden, können Eltern vertrauen. Helfen können dabei die fachliche Kompetenz des Kinderarztes, der bei den Vorsorgeuntersuchungen körperliche und andere Defizite ausschließt, und der Austausch mit anderen Eltern, die mit ihren Kindern wahrscheinlich ganz eigene Erfahrungen machen.
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