Unser Sohn Jonas (13) hängt immer öfter stundenlang am PC herum; meine Frau und ich sorgen uns schon, dass er eine Abhängigkeit entwickeln könnte. Außerdem fürchten wir, dass sein Beispiel auf seine Schwestern (6 und 8) abfärbt? Was genau er am PC macht, wissen wir auch nicht.
Mit Ihrer Sorge stehen Sie keineswegs allein da. Offensichtlich eröffnen Computer und Internet ein Betätigungsfeld, das Jugendliche sehr stark anzieht – möglicherweise auch, weil sie sich darin weitestgehend unabhängig von ihren Eltern bewegen können. Mütter und Väter, die sich darin einmischen, betreten deshalb oft „vermintes Gelände“. Die Gefahr, sich dabei in einen Machtkampf zu verstricken, ist hoch, zumal Jugendliche in diesem Alter schnell das Gefühl haben, dass die Eltern sie in ihrer Privatsphäre kontrollieren und ihre Selbstständigkeit beschneiden wollen.
Machen Sie sich deshalb vor allem anderen zunächst ein möglichst genaues Bild davon, wie groß die Gefahr einer „Computersucht“ für Jonas wirklich ist:
Wie viel Zeit verbringt er tatsächlich am Computer? Wie oft ist er im „real life“, im wirklichen Leben unterwegs? Trifft er sich noch mit Freunden, treibt er Sport oder andere Hobbys? Wie geht's ihm in der Schule? Hält er da sein Leistungsniveau? Kommt er gern mit zu Fahrradtouren, Familienfeiern und anderen Unternehmungen?
In diesem Fall bewegt Jonas sich offensichtlich im „grünen Bereich“, und Sie könnten damit begnügen, ihn einfach nach seinen bevorzugten Aktivitäten am PC zu fragen. Viele Jugendliche freuen sich sogar, wenn ihre Eltern sich dafür interessieren und sie ihre Welt und auch ihre Fähigkeiten einmal erklären und zeigen können. Und es ist ja keineswegs so, dass die virtuelle Welt nur aus Ballerspielen und Pornos besteht.
Oder sitzt Jonas nur noch am PC? Pflegt er seine sozialen Kontakte ausschließlich online? Isst er auch vor dem PC? Lässt er in der Schule nach oder schwänzt er sogar?
Dann – und auch wenn Jonas Ihnen jeglichen Einblick in sein Hobby murrend verweigert – hätten Sie wirklich Grund zur Sorge. Sagen Sie ihm das ganz offen und holen Sie sich Unterstützung bei einer Erziehungs- und Familienberatung. Fachleute haben mittlerweile klare Kriterien für PC-Abhängigkeit und auch gute Hilfsangebote entwickelt.
Und was Ihre Töchter angeht: Die Vorlieben von Jungen und Mädchen beim Umgang mit PC und Internet sind sehr unterschiedlich. Mädchen bewegen sich eher im Bereich des social networking bei Plattformen wie facebook, instagram und snapchat, die allerdings auch ihre Probleme aufwerfen, vor allem was den Umgang mit persönlichen Daten und Bildern angeht. Im Prinzip gilt für Ihre Rolle als Eltern dabei das gleiche wie bei Jonas; allerdings könnten Sie im Blick auf das Alter der Mädchen noch überlegen, ein Programm herunterzuladen, dass ihre Zeit am PC beschränkt – am besten in Absprache mit den beiden. Bei Jonas würden Sie mit einem solchen Ansinnen vermutlich scheitern.
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