Lucas, 8 Jahre alt, will nicht mehr zur Schule gehen. Im ersten Jahr war er noch mit Begeisterung dabei und traf sich auch nachmittags oft mit Kindern aus seiner Klasse; das ist inzwischen die Ausnahme. Als Grund für seinen Rückzug nennt Lucas selbst drei Jungen, die ihn (und vermutlich auch andere Kinder) massiv ärgern; Lucas, der auch sonst sehr sensibel ist, leidet darunter besonders.
Gut, dass Lucas mit Ihnen offen über seinen Ärger mit den Klassenkameraden und seine Entmutigung spricht. Offensichtlich hofft er, dass Sie ihm den Rücken stärken und ihm helfen, die Situation zu verändern.
Die erste Frage wäre natürlich: Was kann Lucas selbst tun, um die Quälgeister zu stoppen - laut „Stopp!“ oder „Lasst mich in Ruhe!" rufen, damit andere aufmerksam werden, zum Beispiel die Pausenaufsicht auf dem Schulhof? Wen könnte er sonst um Hilfe bitten? Die Klassenlehrerin*? Gibt es andere Kinder in der Klasse, die sich bei weiteren Attacken auf seine Seite stellen könnten? Möglicherweise genügt eine kleine Ermutigung, damit Lucas seine früheren Verabredungen wieder aufnimmt und/oder neue Freundschaften knüpft. Vielleicht kann er sogar den einen oder anderen aus dem bösen Trio zum Spielen zu sich nach Hause einladen, um so eine andere Art von Kontakt zu schaffen? (Aber bitte nicht, damit Sie ihm Vorwürfe zu machen und ins Gewissen zu reden!) Mittelfristig könnte auch gemeinsame Aktivitäten mit Gleichaltrigen, sei es im Sportverein, bei den Pfadfindern, im Kinderchor oder anderswo, Lucas' Selbstvertrauen stärken und ihm helfen, sich sicher in Gruppen zu bewegen. Achten Sie aber darauf, dass Ihre Vorschläge bei Lucas nicht den Eindruck wecken „Meine Eltern wissen, wie's geht, nur ich kriege das nicht hin.“ Das würde ihn nur noch mehr verunsichern.
Gerade wenn Sie den Eindruck haben, dass Lucas nicht das einzige „Opfer“ der Gemeinheiten ist, drängt es sich auf, das Problem öffentlich zu machen. Vermeiden Sie es aber nach Möglichkeit alles, was harte Fronten schaffen könnte. Am besten sprechen Sie zuerst mit Lucas' Klassenlehrerin - allein schon um dem Vorwurf vorzubeugen, Sie würden Unfrieden stiften. Wie beurteilt sie die Situation in der Klasse? Gibt es andere Kinder, die ähnlich wie Lucas betroffen sind? Gemeinsam (und nur notfalls, wenn die Klassenlehrerin sich der Sache nicht annimmt, auch allein) können Sie sich dann unter den anderen Eltern umhören: Haben sie ähnliche Beobachtungen gemacht?
Hoffnung in Lucas' Situation macht: Gerade in diesem Alter sind Kinder noch sehr flexibel und offen für Veränderungen. Gemeinsame Freizeitaktivitäten oder ein Klassenprojekt können das Sozialgefüge der Klasse oft zum Guten verändern.
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