September 2019
Jetzt ist Mama dran
Foto:photocase.com Ich bin mit den Nerven am Ende! Mein Sohn Paul, 12 Wochen alt, hatte bis vor wenigen Tagen starke Blähungen und entsprechend viel geschrien. Inzwischen ist er zwar ruhiger geworden, aber ich merke jetzt, wie ausgelaugt, müde, kraftlos und total übermüdet ich bin. Und da ist ja auch noch meine dreijährige Tochter, die ebenfalls ihr Recht fordert... Wie soll ich nur den Bedürfnissen beider Kindern gerecht werden?
So wie Sie Ihre Situation schildern, erscheint mir eine andere Frage viel dringlicher: Was können Sie tun, um Ihren eigenen Bedürfnissen gerecht zu werden? Die Versorgung eines Schrei-Babys ist sehr kräftezehrend, zumal wenn Sie sich zusätzlich noch um ein zweites kleines Kind kümmern müssen, und erfordert permanente Höchstleistungen; das gilt auch, wenn Ihr Sohn medizinisch nicht hundertprozentig zu diesen Kindern zählt. Und es ist gut, dass Sie Ihre Erschöpfung und Überforderung jetzt wahrnehmen, denn nur so können Sie entgegensteuern. Das bedeutet vor allem, die Anzeichen ernst zu nehmen. Denn wenn Ihre Erschöpfung anhält, kann sich daraus eine chronische Erschöpfung entwickeln, die einer Burnout-Erkrankung gleich kommt. Und Ihren Kindern können Sie nur gerecht werden, wenn Sie auch gut für sich selbst sorgen und wieder zu Kräften zu kommen, die eigene Erholung also keinesfalls hintan stellen.
Konkret heißt das:
- Gehen Sie gnädig mit sich selber um und erwarten Sie nicht zu viel von sich. Vielleicht können Sie Ihren Tagesplan abspecken, vor allem die Hausarbeit vereinfachen, z.B. beim Kochen auf Fertigprodukte aus der Kühltruhe zurückgreifen. Wenn Sie Ihre Maßstäbe diesbezüglich absenken hat das nichts mit "Versagen" zu tun, im Gegenteil: Es kommt Ihnen und den Kindern zugute!
- Scheuen Sie sich nicht, Ihre (Schwieger-)Eltern, andere Familienangehörige und Freunde um Hilfe zu bitten. (Pauls Vater müssen Sie ja hoffentlich nicht erst auffordern.) Benennen Sie Ihre Wünsche dabei möglichst konkret, das erleichtert Ihrem Gegenüber die Zusage! Oder lassen Sie sich zu jeder denkbaren Gelegenheit bezahlte Hilfe „von außen“ schenken.
- Nutzen Sie die Zeit, die Sie durch solche praktische Entlastungen gewinnen, für Ihre persönliche Erholung und die Steigerung Ihrer Lebensfreude. Was machen Sie gerne, ohne Paul und Klara? Lesen, schwimmen, joggen, mit Freundinnen ratschen oder ins Café gehen? Solange Paul noch klein ist, werden die Zeiten dafür sich auf wenige Stunden beschränken. Umso kostbarer sind sie; opfern Sie sie also keinesfalls für Hausarbeiten oder Ähnliches, wenn die Großeltern mal mit den Kindern auf den Spielplatz gehen.
- Und es gilt, die Wahrnehmung wieder positiv auf Ihre Kinder zu richten: Was schätzen Sie an Ihnen? Was tun Sie gerne mit den Kindern, sei es mit einem oder mit beiden zusammen? Versuchen Sie diese Momente bewusst wahrzunehmen, Momente dann verschiebt sich der Fokus allmählich von der Mühe zur Freude mit den Kindern.
- Und last not least: Sprechen Sie mal mit Ihrer Hausärztin über die Möglichkeit einer Mütterkur. Lassen Sie sich bitte nicht gleich von dem Einwand abschrecken „Und wer sorgt solange für die Kinder?“ Die Sozialarbeiterinnen in den Beratungsstellen des Müttergenesungswerks wissen, wie Sie dafür eine gute Lösung finden.
Noch einmal: Jetzt ist vor allem anderen eine gute Selbstfürsorge angesagt. Wenn das gelingt, haben Ihre Kinder eine zufriedene, glückliche Mutter, und das wird sich auf das gesamte Familienklima auswirken!
In unserer Rubrik Familie von A-Z finden Sie weitere interessante Artikel und Infos zu dem Thema Entwicklung des Kindes.