Samstag, 09:01 Uhr

Januar 2019

Verhandlungen an der Bettkante

Schlafenszeiten von Geschwistern
Foto: istockphoto.com

Anna, unsere 5- jährige Tochter will später ins Bett, wie Ihre Geschwister, Anton 7, und Elisa, 9. Jetzt gibt es abends oft Geschrei deswegen, obwohl sie Ihren Schlaf unbedingt braucht. Sie möchte auch groß sein, wie Ihre Geschwister, auch weil sie ja bald ein Schulkind ist. Wenn wir ihr mal eine Ausnahme gestatten, ist sie morgens übermüdet und es reicht ihr nicht und gibt dann wieder Ärger. Im Moment stresst das unsere ganze Familie.

Anscheinend möchte Anna auch zu den "Großen" in der Familie gehören, obwohl sie ja mit Abstand die Jüngste ist. Und für Kinder in diesem Alter ist die Definition von Groß-sein oft mit dem Thema identisch: "wer geht wie spät ins Bett.", beziehungsweise "wer darf wie spät ins Bett."

Hier  gibt es mehrere Möglichkeiten: sie können gemeinsam mit Anna ein kurzes Gespräch führen und sich noch einmal erklären lasse, warum es ihr so wichtig ist später ins Bett zu gehen. Mit 5 Jahren kann Anna die Uhrzeiten noch nicht richtig einordnen, dies wird sie erst später lernen. So hat sie noch keine genaue Vorstellung von 15 Minuten oder einer halben Stunde später. Vermutlich geht es ihr tatsächlich um Gleichbehandlung mit Ihren älteren Geschwistern. Da sie mehr in der Gegenwart, im Hier und Jetzt lebt ist nicht leicht verständlich, warum sie früher ins Bett muss, wenn die anderen noch aufbleiben dürfen. Es kann interessant sein, für sie zu erfahren, dass Anton und Elisa in ihrem Alter auch so früh ins Bett mussten, da es ihr Gerechtigkeitsempfinden beruhigen kann.

Weiterhin gut kann es sein, mit ihr eine kurze Zeitspanne auszuhandeln, die sie jeden Abend später ins Bett geht. Sie muss nur für sie beide als Eltern vertretbar sein. Denn in Annas Alter sind feste Zu-Bett-geh-Zeiten sehr hilfreich. Wenn sie zum Beispiel um 19:30 Uhr ins Bett geht, ist eventuell 19:40 oder 19:45 vertretbar. Bieten sie ihr beides an und lassen sie sie dann die Uhrzeit aussuchen. So kann Anna mitbestimmen, wie eine Große. Letztlich geht es ihr ja genau darum. Sie können sogar nach "3x schlafen" sich noch einmal gemeinsam hinsetzten und schauen, wie es für alle Beteiligten war. Dies gibt Anna das Gefühl ernst genommen zu sein und gehört zu werden. Diese Probezeit können sie schon bei dem ersten Gespräch ausmachen und auch hierbei gilt: lassen sie Anna mitbestimmen, ob sie 2, 3 oder 5 Nächte als Probezeit vereinbaren.

Auch könnte sich die Einführung eines Familienrates lohnen. Dies ist eine festes Treffen in der Familie, zu dem alle zusammen kommen und dort werden verschiedene Themen gemeinsam besprochen und ausgehandelt. Wichtig ist nur bei der Einführung zu beachten, dass die Teilnahme freiwillig ist und kein Zwang und bei einem ersten Treffen etwas ausschließlich Positives für alle besprochen wird, zum Beispiel der nächste Familienausflug, ein schönes gemeinsames Essen oder Ähnliches. Hierzu gibt es die unterschiedlichsten Modelle, unter anderem in dem Elternkurs "kess - erziehen". Der Vorteil ist, dass es das Zusammengehörigkeitsgefühl stärkt, gemeinsam Lösungen gefunden werden können, die alle mittragen und auch Anna merkt, dass sie genauso wie die anderen an familiären Prozessen beteiligt ist und so auch altersgemäß Verantwortung mit übernehmen kann.

In unserer Rubrik Familie von A-Z finden Sie weitere interessante Artikel und Infos zu dem Thema Entwicklung des Kindes.

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