Juni 2019
Wie kriegen wir die Trennung hin?
Foto: krockenmitte/Photocase.com Wie sollen wir unseren Kindern (4 und 6 Jahre alt) beibringen, dass wir uns trennen? Ich bin selbst in einem totalen Gefühlschaos und heule bestimmt los. Außerdem habe ich Angst, dass wir die Trennung nicht gut hinbekommen und die Kinder leiden.
Die wenigsten Paare trennen sich leichtfertig und grundlos. Gerade Eltern haben oft schon sehr viele Lösungsversuche hinter sich, bevor es dazu kommt, und wählen die Trennung als letzten Ausweg, damit es ihnen wieder besser geht und sie auch gute Eltern für ihre Kinder bleiben (oder wieder werden) können. Es ist gut, das bei einer Trennung im Hinterkopf zu behalten und das Leid, das zur Trennung geführt hat, nicht zu vergessen – gerade auch das der Kinder! Je mehr Sie selbst die Trennung als Lösung einer schwierigen, vielleicht sogar ausweglosen Problemsituation begreifen, desto eher wird es Ihnen auch gelingen, sie den Kindern als unvermeidlichen Schritt zu präsentieren, nach dem es allen hoffentlich wieder besser geht.
Diese Punkte sind dabei für Ihre Kinder besonders wichtig:
- Erklären Sie ihnen, dass die Trennung die alleinige Entscheidung der Eltern ist, dass sie selbst weder etwas dafür noch dagegen tun können und erst recht nicht daran schuld sind. Kinder im Vorschulalter haben oft noch eine Art magisches Denken und ziehen Zusammenhänge zwischen ihrem eigenen Verhalten und Vorgängen, deren Ursachen sie nicht durchschauen. („Hätte ich mich bloß nicht so oft mit Papa gestritten, dann würde er nicht weggehen!“) Und auch ältere Kinder können gar nicht oft genug hören: „Das hat nichts mit dir zu tun!“
- Genauso wichtig ist die Information, dass Sie als Eltern sich zwar als (Liebes-)Paar trennen, jedoch immer die Eltern von Laura und Nils bleiben werden. Auch wenn später andere Partner dazukommen oder vielleicht sogar jetzt schon ein Trennungsgrund sind, ändert das nichts daran, dass Sie immer Mutter und Vater Ihrer Kinder bleiben. Auch das müssen Ihre Kinder immer wieder von Ihnen hören. Dazu gehört vor allem, dass Sie als Eltern respektvoll miteinander umgehen und nie schlecht übereinander sprechen - auch wenn Sie wahrscheinlich enttäuscht, verletzt und wütend aufeinander sind. Versuchen Sie bitte alles Mögliche, um zu verhindern, dass Sie die Trennung, wie Sie schreiben, „nicht gut hinbekommen“. Wenn Sie merken, dass Ihnen das schwer fällt, lohnt es sich, Unterstützung durch eine Mediation zu suchen.
- Ein wertvolles Signal für Ihre Kinder wäre es, wenn Sie beide es schaffen, ihnen gemeinsam mitzuteilen, dass Sie sich trennen werden, aber weiterhin als Eltern für sie da sein werden. Dabei müssen Sie die Kinder nicht im Detail über die Trennungsgründe informieren, denn die gehören zuallererst in Ihren Intimbereich als Paar. Viel wichtiger ist der Ausblick: dass Sie sich trennen, damit Sie nicht mehr so viel streiten, sich und den Kindern das Leben nicht weiter gegenseitig schwer machen und in Zukunft friedlicher miteinander umgehen können.
- Vielleicht kann Ihnen auch das eine oder andere gute Bilderbuch helfen, mit Ihren Kindern über die Trennung und ihre Folgen zu sprechen; zumindest werden die beiden dadurch erfahren, dass sie nicht die einzigen betroffenen Kinder sind. Versuchen Sie aber auch, Ihre Kinder nicht mit Informationen zu überschütten und ihnen ihre eigene Art zu lassen, damit umzugehen. Manche Kinder lenken schnell ab, andere weinen oder fragen viel. Lassen Sie den beiden ihr Tempo und warten Sie ab. Hauptsache, Sie stehen bei Bedarf für Nachfragen zur Verfügung. Die Kinder wissen selbst am besten, wie viel und welche Information sie brauchen!
Und last not least: Sorgen Sie als Eltern in dieser Zeit gut für sich selbst! Denn nur so können Sie auch eine Stütze für Ihre Kinder sein.
In unserer Rubrik Familie von A-Z finden Sie weitere interessante Artikel und Infos zu dem Thema Entwicklung des Kindes.