„Seitdem unser Jüngster, Anton, (6) wieder in die Schule geht, tut er sich schwer damit. Am Anfang der Corona-Krise fiel es ihm schwer zu Hause zu bleiben und seine Freunde nicht zu sehen. Doch nachdem er sich nun gut daran gewöhnt hat, ist es genau umgekehrt und ihm fällt es sehr schwer, wieder in seine Lebenswelten zurückzukehren. Nun haben wir Angst, dass er nach den Ferien weiter ungern zur Schule gehen wird. Was können wir tun?“
Mirjam, 36
Anscheinend gehört Ihr Sohn zu den Kindern, denen es schwerfällt, sich auf neue Situationen einzulassen. So wie Sie es beschrieben haben, hat er anfangs Zeit benötigt, um die Umstellung von der Schule auf das Leben zu Hause gut zu bewältigen. Nun wiederum fällt ihm die Rückkehr zu dem Leben vor Corona auch nicht so leicht.
Dies bedeutet aber nicht, dass er grundsätzlich nicht mehr in die Schule gehen möchte, sondern weist eher darauf hin, dass es ihm schwerfällt, sich in neue Situationen leicht einzufügen.
Kinder können ganz unterschiedlich sein: manche stürzen sich geradezu in neue Erlebnisse und andere brauchen dafür ihre Zeit, sind eher langsam und beobachten die Situation vielleicht sogar eine ganze Weile, ehe sie sich hineinbegeben. Und während man bei Ersteren darauf achten muss, dass diese sich nicht überfordern und sich zu viel zutrauen, ist es für die anderen, wie für ihren Sohn wichtig, die von ihnen benötigte Zeit zur Verfügung zu haben.
Kinder, die in einer Situation voll aufgehen, können so stark darin vertieft sein, dass sie jeden Wechsel als Störung und nervige Unterbrechung erleben. Das bedeutet: sie brauchen Hilfe, um von einer Situation in die andere zu kommen und dies auf eine einfühlsame Art und Weise. Denn es geht nicht darum, dass solche Kinder die Eltern nerven, ihren Willen durchsetzen oder gar etwas boykottieren wollen, sondern sie brauchen einen sanften Übergang, sozusagen eine Brücke zwischen den Situationen.
Brücken zwischen verschiedenen Situationen können je nach Alter zum Beispiel auch Zeitangaben sein. So kann es bei kleineren Kindern hilfreich sein, bevor Sie zum Beispiel den Spielplatz verlassen wollen, schon rechtzeitig darauf hinzuweisen. Das können Ansagen sein wie: „Noch dreimal rutschen, dann gehen wir.“ Oder: „In 10 Minuten gehen wir los.“ Oder „Ich nehme schon mal den Eimer, du kannst noch ein bisschen spielen, aber dann packen wir das Buddelzeug ein.“ Und dann folgt die Ansage: „Jetzt packen wir ein und dann gehen wir.“ Da kann es sogar hilfreich sein, mehrere gestaffelte Ansagen zu machen. Dies gibt Ihrem Kind die Möglichkeit, sich langsam und sukzessive darauf einzustellen, dass nun eine neue Situation kommt.
Sie können Ihr Kind gut unterstützen, indem Sie Ihrem Sohn oder Ihrer Tochter die Zeit geben, die er oder sie braucht, um sich auf die neue Lebenssituationen einzustellen:
Alles was Anton hilft, sich auf den anstehenden Wechsel vorzubereiten, wird ihn unterstützen, sich auf die neue Situation gut einzulassen.