Ich bin in Sorge, dass unser Sohn Elias (4 Jahre) zu wenig isst. Wenn er nachmittags aus der Kita kommt, mag er nur etwas Obst oder natürlich etwas Süßes, obwohl seine Frühstücksbox oft noch halbvoll ist. Abends will er unser warmes Essen nicht, sondern nur einen Toast und sein Glas Milch. Der Kinderarzt sagt allerdings, bei Elias sei alles im Normalbereich. Ich mache mir trotzdem Gedanken um sein Essverhalten. (Jennifer, 30 Jahre)
Den wichtigsten Punkt haben Sie durch den Besuch beim Kinderarzt bereits geklärt: Ihr Sohn ist gesund und entwickelt sich altersgerecht. Der Kinderarzt begleitet Elias ja wahrscheinlich schon länger. Daher kann er sein Gewicht anhand der Wachstumskurven genau einordnen. Gerade im Kleinkindalter kann es immer wieder zu Veränderungen des Essverhaltens kommen – etwa, weil Kinder bestimmte Lebensmittel nicht mögen. Dies ist oft nur eine Phase. Als Richtlinie dient hier die gesunde Entwicklung Ihres Kindes – und dazu stehen Sie ja im Austausch mit Ihrem Kinderarzt. Keinesfalls sollten Sie Ihren Sohn zum Essen zwingen. Dadurch könnte das Thema zu einem (dauerhaften) Problem werden.
Was manchmal vergessen wird: Kinder brauchen natürlich generell andere Portionsgrößen als Erwachsene. Und: Kita Kinder frühstücken gemeinsam in der Kita und viele essen dort auch warm zu Mittag. Manche tauschen dabei ihre Brotboxen aus oder probieren andere Sachen. So wie Sie es beschreiben, bekommt Elias über den Tag verteilt mehrere Mahlzeiten. Um einen genauen Überblick zu erhalten, wie viel ihr Sohn tatsächlich isst, lohnt es sich, mit den Erzieherinnen und Erziehern Ihrer Kita zu sprechen. Hilfreich ist es, eine Art Ernährungstagebuch zu führen, in das Sie alles notieren, was Ihr Kind im Laufe einer Woche isst. Dort hinein gehören dann auch Milch und Säfte, weil sie Kalorien enthalten und zudem sättigen.
Wichtig ist es, nicht nur die Ernährung Ihres Sohnes in den Blick zu nehmen, sondern auch herauszufinden, was genau hinter Ihren Sorgen um sein Essverhalten steckt. Das können beispielsweise eigene Befürchtungen, Ängste oder Vorstellungen sein, die Sie als Eltern aus Ihren eigenen Ursprungsfamilien mitgebracht haben. So wird in manchen Familien die Liebe zum Kind über Essen ausgedrückt: Das Kind bekommt ständig seine Lieblingsmahlzeiten oder Süßigkeiten als Belohnung angeboten. Andere Eltern befürchten, es gebe in der Kita nichts „Richtiges“ zu essen. Oder sie denken, niemand könne sich in puncto Essen so gut um ihr Kind kümmern wie sie selbst. Das kann dazu führen, dass sie in der Zeit, die sie mit ihrem Kind verbringen, diesen angenommenen Mangel wieder ausgleichen wollen. Wenn Sie sich als Mutter dauerhaft wegen der Ernährung Ihres Sohnes beunruhigt fühlen, obwohl aus medizinischer Sicht kein Grund zur Sorge besteht, können Sie sich mit Ihren Fragen auch an eine Erziehungsberatungsstelle wenden. Adressen von Ansprechpersonen in Ihrer Nähe finden Sie im Internet.
Sabine Maria Schäfer
Erziehungsberaterin, systemische Familientherapeutin und "Kess-erziehen" - Kurs-Referentin
Babyernährung: „Für Leib und Seele“
Gemeinsame Mahlzeiten: „Essen in der Familie“
Unterschiedliche Essensvorlieben: „Saure Mienen am Esstisch“