Donnerstag, 16:47 Uhr

März 2021

Familienregeln einhalten: So klappt es

Familienregeln einhalten: So klappt es
Foto©Cora Müller - stock.adobe.com

Seit wir alle mehr zuhause sind, habe ich den Eindruck, dass unsere Familienregeln total aufweichen. Ich renne unseren Kindern - Anna ist 8 und Luisa 5 Jahre alt - nur noch hinterher. Ständig muss ich die beiden ermahnen und Regeln einfordern. Langsam bekomme ich dadurch eine schlechte Rolle in der Familie. Was kann ich tun, damit ich nicht die Einzige bin, die darauf achtet, dass bestimmte Sachen eingehalten werden? 
Mirjam, 35

Das hört sich wirklich sehr anstrengend an. Sicher geht es anderen Müttern und Vätern, besonders jetzt, in Coronazeiten, auch so wie Ihnen. Grundsätzlich funktionieren Regeln am besten, wenn sie von allen in der Familie mitgetragen werden. Dann entsteht ein Gemeinschaftsgefühl und es ist nicht nur ein Familienmitglied dafür zuständig, dass Regeln eingehalten werden.  

Was tun, damit Regeln funktionieren?

Damit Ihr Familienalltag künftig wieder reibungsloser läuft, kann es sich lohnen, alle Familienmitglieder an einen Tisch zu bringen. Auch Ihre Jüngste mit ihren 5 Jahren kann sich schon mit einbringen. Überlegen Sie in einem ersten Schritt alle gemeinsam, welche Regeln es in Ihrer Familie gibt. Hilfreich ist es, diese ‚Regel-Suche‘ gleichberechtigt und entspannt anzugehen. Die genannten Regeln (und auch die Situationen, die Sie regeln möchten) können Sie jeweils auf einzelnen Zetteln notieren. So fällt es Ihnen leichter, den Überblick zu behalten und anschließend alles zu sortieren. 

Welche Regeln sind sinnvoll für unsere Familie?

Blicken Sie in einem zweiten Schritt zusammen darauf, welche Regeln Sie nach wie vor sinnvoll finden - und welche verändert werden müssten. Eventuell entdecken Sie dabei auch Regeln, die Sie gar nicht mehr brauchen. Oder andere, die relevant erscheinen, aber bislang noch fehlen. Wichtig ist es, Regeln positiv und fair zu formulieren. Damit Regeln wirklich von allen in der Familie mitgetragen werden, sollten sie gut begründet sein. Ihren Kindern fällt es leichter, sich an Regeln zu halten, wenn Sie ihnen erklären, welche Überlegungen für Sie selbst dahinter stehen. 

Wie lange sollten Familienregeln gelten?

Von Zeit zu Zeit sollten Familienregeln überprüft und an die aktuellen Gegebenheiten angepasst werden. Denn: Manche Regeln haben ein ‚Verfallsdatum‘ – beispielsweise, wenn Sie an die Schlafens- oder Bildschirmzeiten denken. „Beide Kinder gehen um 19 Uhr ins Bett“, ist als Regel für jüngere Kinder durchaus sinnvoll – bei Teenagern ruft sie wahrscheinlich (berechtigte) Widerstände hervor. Vielleicht macht es Ihren Töchtern auch Spaß, die Regeln, auf die sie sich als Familie geeinigt haben, aufzumalen und aufzuhängen. Oder Sie schreiben Ihre Familienregeln in eine Kladde. Dort können Sie später noch einmal nachschauen, was vereinbart wurde.  

Welche Konsequenzen haben Regelverstöße?

Außerdem sollte allen klar sein, welche Folge eintritt, wenn eine Regel nicht eingehalten wird. Beispiel: Sie vereinbaren die Regel „Wer von draußen reinkommt, zieht die Schuhe am Eingang aus und stellt sie ins Schuhregal.“ Vergisst es jemand und läuft mit den dreckigen Schuhen durch die Wohnung, muss er oder sie anschließend den Dreck mit dem Handfeger weg machen. Das gilt dann für alle, die die Regel betrifft - sowohl für die Kinder als auch für die Eltern.

Wie gelingt es, dass alle sich an die Familienregeln halten?

Es lohnt sich auf jeden Fall, Ihre Töchter mit überlegen zu lassen, welche Folge eintreten soll, wenn sich jemand nicht an eine Regel hält. Hier können Kinder sehr kreative Lösungen entwickeln – und manchmal sogar ‚strenger‘ als Erwachsene sein. Auf jeden Fall sollten die Regelverletzung und die Folge in einem vernünftigen Verhältnis zueinander stehen. Oft reichen ganz einfache Absprachen: Wer etwas verschüttet, wischt es auf. Wird abends beim Zähneputzen zu lange getrödelt wird, gibt es nur eine kurze Gutenachtgeschichte. Je mehr Ihre Beiden vorher in diesen Abspracheprozess einbezogen werden, desto größer ist die Chance, dass sie sich nachher an die Familienregeln halten. Denn: Es sind ja auch ihre Regeln für deren Einhaltung sie mitverantwortlich sind.

Sabine Maria Schäfer
Erziehungsberaterin, systemische Familientherapeutin und "Kess-erziehen" - Kurs-Referentin

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