Unsere Tochter Maja (2,5 Jahre alt) hat sich seit einigen Wochen zum totalen Papa-Kind entwickelt. Alles soll nur noch der Papa machen: ins Bett bringen, Schuhe anziehen, zum Spielplatz gehen … Ich fühle mich abgelehnt und bin ziemlich verzweifelt. Zwischen meinem Mann und mir gibt es deshalb inzwischen auch häufiger Streit. Was kann ich tun? (Lisa, 29)
Phasenweise und situationsbedingt wenden Kinder sich besonders einem Elternteil zu. Das ist völlig normal und kann verschiedene Ursachen haben. Nach der Geburt erlebt sich das Neugeborene zunächst als eins mit der Mutter. Meist ist sie in dieser ersten Lebensphase die Hauptbezugsperson. Erst zum Ende des 1. Lebensjahres löst sich das Kind allmählich: Der Vater gewinnt an Bedeutung. Er hilft dabei, sich neben der Mutter auch auf andere geliebte Menschen einzulassen.
Kleinkinder brauchen zum einen Schutz und Sicherheit. Zum anderen wollen sie die Welt entdecken. Im Alter zwischen zwei und drei Jahren stehen Kinder vor wichtigen Entwicklungsaufgaben: Sie lernen, sich loszulösen und abzugrenzen. Das Kind entdeckt nun langsam, dass es eine eigenständige Person ist. Es spricht von sich selbst in der „Ich-Form“. Es möchte Dinge alleine machen, selbst bestimmen und sich durchsetzen. Daher bezeichnet man diese Zeit auch als Trotzphase. Einerseits spürt das Kind jetzt: Ich kann etwas bewirken. Andererseits erfährt es Grenzen und lernt damit umzugehen.
Der Alltag mit einem Kleinkind ist schön. Aber auch ganz schön anstrengend. Gerade für Mütter ist die Belastung oft hoch. Nicht selten fühlen sie sich von Alltag, Haushalt, Kind und dem eventuellen Wiedereinstieg ins Berufsleben gestresst und überfordert. Manchmal fehlen dann Zeit und Energie, um dem Kind ungeteilte Aufmerksamkeit und Zuwendung zu schenken. Kinder spüren diese innere Distanziertheit. Einige klammern sich dann an ihre Mutter. Oder sie rebellieren und suchen Geborgenheit bei anderen (Bezugs-)Personen.
Kinder reagieren stark auf die Stimmung, die zwischen ihren Eltern herrscht. Kriselt es zwischen Mutter und Vater, bleiben sie nicht unbefangen. Intuitiv binden sie sich dann häufig stärker an ein Elternteil, um sich sicherer zu fühlen.
Was können Sie als Mutter tun, wenn Ihr Kind nur noch Papa will?
Katharina Hadel
Erziehungsberaterin, Systemische Familientherapeutin und „Kess-erziehen“-Kurs-Referentin