Donnerstag, 16:50 Uhr

Oktober 2021

Papakinder: Wenn nur noch Papa wichtig scheint

Papakinder: Wenn nur noch Papa wichtig scheint
Foto©faithfinder06 auf Pixabay

Unsere Tochter Maja (2,5 Jahre alt) hat sich seit einigen Wochen zum totalen Papa-Kind entwickelt. Alles soll nur noch der Papa machen: ins Bett bringen, Schuhe anziehen, zum Spielplatz gehen … Ich fühle mich abgelehnt und bin ziemlich verzweifelt. Zwischen meinem Mann und mir gibt es deshalb inzwischen auch häufiger Streit. Was kann ich tun? (Lisa, 29)  

Phasenweise und situationsbedingt wenden Kinder sich besonders einem Elternteil zu. Das ist völlig normal und kann verschiedene Ursachen haben. Nach der Geburt erlebt sich das Neugeborene zunächst als eins mit der Mutter. Meist ist sie in dieser ersten Lebensphase die Hauptbezugsperson. Erst zum Ende des 1. Lebensjahres löst sich das Kind allmählich: Der Vater gewinnt an Bedeutung. Er hilft dabei, sich neben der Mutter auch auf andere geliebte Menschen einzulassen.  

Die Autonomiephase

Kleinkinder brauchen zum einen Schutz und Sicherheit. Zum anderen wollen sie die Welt entdecken. Im Alter zwischen zwei und drei Jahren stehen Kinder vor wichtigen Entwicklungsaufgaben: Sie lernen, sich loszulösen und abzugrenzen. Das Kind entdeckt nun langsam, dass es eine eigenständige Person ist. Es spricht von sich selbst in der „Ich-Form“. Es möchte Dinge alleine machen, selbst bestimmen und sich durchsetzen. Daher bezeichnet man diese Zeit auch als Trotzphase. Einerseits spürt das Kind jetzt: Ich kann etwas bewirken. Andererseits erfährt es Grenzen und lernt damit umzugehen.  

Stress im Alltag mit kleinen Kindern

Der Alltag mit einem Kleinkind ist schön. Aber auch ganz schön anstrengend. Gerade für Mütter ist die Belastung oft hoch. Nicht selten fühlen sie sich von Alltag, Haushalt, Kind und dem eventuellen Wiedereinstieg ins Berufsleben gestresst und überfordert. Manchmal fehlen dann Zeit und Energie, um dem Kind ungeteilte Aufmerksamkeit und Zuwendung zu schenken. Kinder spüren diese innere Distanziertheit. Einige klammern sich dann an ihre Mutter. Oder sie rebellieren und suchen Geborgenheit bei anderen (Bezugs-)Personen.   

Beziehung der Eltern

Kinder reagieren stark auf die Stimmung, die zwischen ihren Eltern herrscht. Kriselt es zwischen Mutter und Vater, bleiben sie nicht unbefangen. Intuitiv binden sie sich dann häufig stärker an ein Elternteil, um sich sicherer zu fühlen.  

Was können Sie als Mutter tun, wenn Ihr Kind nur noch Papa will?  

  • Gelassen bleiben: Zugegeben - das hört sich einfacher an, als es ist. Doch Anspannung wirkt  ‚ansteckend‘. Atmen Sie lieber ein paarmal tief durch, bevor Sie aus dem Bauch heraus unüberlegt handeln.
  • Sich nicht persönlich angegriffen fühlen: Auch das ist oft nicht leicht. Wichtig zu wissen: Ihr Kind verhält sich nicht ‚trotzig‘ oder ‚ablehnend‘, um Sie zu ärgern. Vielleicht hat Ihre Tochter einfach gerade große Freude daran, wild zu spielen, was mit dem Papa gut funktioniert. Kindern ihres Alters ist es nicht bewusst, dass ihr Verhalten verletzend wirken kann. Die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen, ist noch nicht vorhanden.
  • Den Blickwinkel ändern und loslassen:  Wenn der Papa sich kümmert, haben Sie als Mutter mehr Zeit für sich selbst. Das entlastet und schafft Raum für ‚Eigenes‘.
  • Für sich selbst sorgen: Überlegen Sie, was Sie brauchen, um aufzutanken. Gönnen Sie sich zwischendurch, was Ihnen guttut. Übrigens: Das muss nicht immer ein ‚Riesending‘ sein. Oft hilft es, an etwas Schönes zu denken oder ein Lieblingslied zu hören, um auf andere Gedanken zu kommen.
  • Für schöne Erlebnisse mit dem Kind sorgen: Planen Sie ‚Special Time‘ mit Ihrem Kind, z.B. bei einem besonderen Mutter-Tochter-Tag.
  • Das Kind ernst nehmen und Verständnis zeigen: Aktuell hat Ihre Tochter ein Bedürfnis nach Anerkennung und Zuwendung vom Vater. Ihr Kind liebt Sie trotzdem, auch wenn es gerade anders scheint.
  • Helfen, Gefühle zu benennen: Es fördert die emotionale Entwicklung Ihres Kindes, wenn Sie Emotionen ins Wort bringen.
  • Rituale entwickeln: Wenn eindeutig ist, wer was macht (z.B. mit Mama Zähne putzen, mit Papa die Gute-Nacht-Geschichte lesen), gibt es weniger Diskussionen.
  • Als Eltern ein Team sein: Fallen Sie einander nicht in den Rücken. Gemeinsame Aktivitäten stärken das Zusammengehörigkeitsgefühl als Familie.
  • Sorgen offen mit dem Partner besprechen: Das ist besonders wichtig, wenn es um das Thema Eifersucht geht.

Katharina Hadel
Erziehungsberaterin, Systemische Familientherapeutin und „Kess-erziehen“-Kurs-Referentin

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