Meine Tochter Hanna (8) verbringt regelmäßig einen Tag in der Woche bei Oma und Opa und übernachtet gelegentlich am Wochenende bei ihnen. Wenn ich sie dort abhole, fängt sie an zu schreien, weint oder meckert. Insgesamt tut sie sich eher schwer mit Veränderungen. Auch in anderen Situationen, zum Beispiel, wenn wir gemeinsam irgendwo hin müssen, wird sie manchmal richtig unleidlich. Was kann ich tun?
Julia (34)
Wechsel und Übergänge können herausfordernd sein. Manche Kinder brauchen dafür ihre Zeit oder Unterstützung. Sicher kennen Sie das auch von sich selbst: Manchmal ist es nicht leicht, sich aus einer Situation loszueisen, in der man gerne noch länger bleiben würde. Als Erwachsene haben wir meist bestimmte Strategien entwickelt, damit umzugehen. Kinder lernen so etwas noch.
Da Ihre Tochter schon 8 Jahre alt ist, können Sie anstehende Veränderungen gut mit ihr besprechen, gestalten und vorbereiten. Versuchen Sie zunächst einmal zu verstehen, wie Hanna sich fühlt. Wichtig zu wissen: Sie schreit, weint oder meckert nicht, um Sie zu ärgern! Überlegen Sie in einer ruhigen Minute gemeinsam, was Ihre Tochter dabei unterstützen könnte, sich von einer Situation in die andere zu begeben.
Bestimmte äußere Formen eignen sich dafür: Das kann eine wiederkehrende Routine sein. Oder ein bestimmtes Ritual, beispielsweise eine Kuschelrunde mit Oma und Opa, bevor sie mit Hanna dann heimfahren. Ein solches Ritual gibt Sicherheit, weil sein Ablauf festgelegt ist und sich wiederholt. Schauen Sie mit ihr zusammen darauf, was sie als hilfreich empfindet. Sollte es irgendwann nicht mehr „passen“, können Sie gemeinsam überlegen, was stattdessen nun besser wäre.
Gerade, wenn es Kindern schwer fällt, sich von einer Situation in die andere zu begeben, kann es sehr hilfreich sein, sie bewusst darauf vorzubereiten. Manchmal ist es eine gute Möglichkeit, solche Situationen gemeinsam nachzuspielen, zum Beispiel mit Puppen oder was gerade für Ihr Kind aktuell ist. Auf spielerische Weise können Sie so zusammen herausfinden, was Ihr Kind braucht, um sich besser zu fühlen. In der Phantasie ist zunächst einmal alles erlaubt. Erst in einem weiteren Schritt geht es darum, praktikable Lösungen, die für Sie beide okay sind, herauszusuchen und auszuprobieren.
Auch eine gezielte Ankündigung kann Ihrem Kind dabei helfen, sich auf eine neue Situation einzustellen. Müssen Sie zu einem bestimmten Zeitpunkt gemeinsam aus dem Haus, klappt das meist reibungsloser, wenn Sie
Bei all dem gilt, als Erwachsene stets die Zeit gut im Blick zu haben. Planen Sie lieber ein paar Minuten mehr für den Übergang von einer Situation in die andere ein. So kommen Sie nicht unter Druck, sind gelassener und können Ihr Kind leichter beim Situationswechsel begleiten.
Sabine Maria Schäfer
Erziehungsberaterin, systemische Familientherapeutin und "Kess-erziehen" - Kurs-Referentin