Meine Frau und ich werden uns trennen. Wir streiten nur noch und sehen keine Zukunft mehr für unsere Beziehung. Jetzt möchte meine Frau, dass wir unseren Kindern (4 und 7 Jahre) das mitteilen. Ich finde, wir sollten es ihnen erst sagen, wenn ich eine neue Wohnung gefunden habe und ausziehe. (Alex, 35 Jahre)
Die Frage nach dem WANN ist nicht so schwer zu beantworten: Erst dann, wenn eine endgültige Entscheidung gefallen ist und Sie eine Vorstellung davon haben, welche Veränderungen in der nahen Zukunft anstehen. Auf keinen Fall vorher. Dies würde bei Ihren Kindern nur Angst und Unsicherheit hervorrufen.
Die Frage nach dem WIE ist schon schwieriger. Kinder brauchen das Gespräch mit beiden Eltern. Sie brauchen das Gefühl, nicht ausgeschlossen zu sein. Und sie brauchen die Sicherheit, dass Mutter und Vater ihnen nicht verloren gehen, sondern ihnen Eltern bleiben – trotz der Trennung. Besprechen Sie mit Ihrer Partnerin, was Sie den Kindern sagen werden und wie Sie es sagen werden. Gut ist es, vorher zu überlegen, welche schwierigen Fragen auftauchen könnten und wie Sie darauf reagieren. Denken Sie daran, dass Ihre Kinder Zeit brauchen, um die Informationen zu verarbeiten. Wahrscheinlich müssen Sie das Gleiche mehrmals besprechen und erklären. Seien Sie einfühlsam und geduldig. Oft reichen kurze Sätze, um das Anliegen der Kinder zu befriedigen. Zudem wird Ihr 4-jähriges Kind anders mit der Trennung umgehen als das 7-jährige.
Vor den Kindern zu streiten oder sich gegenseitig zu beschuldigen, sollten Sie auf jeden Fall vermeiden. Wenn Sie sich nicht einig sind, können Sie Ihren Kindern z.B. sagen: „Wir denken da noch unterschiedlich. Aber wir finden bestimmt eine Lösung und reden dann mit euch darüber.“ Wichtig ist, eine ruhige und angenehme Atmosphäre zu gestalten. Achten Sie auf Ihre Wortwahl. Sprechen Sie stets wertschätzend über den anderen Elternteil als Vater und Mutter. Das vermittelt Ihren Kindern Sicherheit. Ihre Kinder lieben und achten sie beide.
Auch wenn Ihre Kinder Ihnen in diesen chaotischen und anstrengenden Zeiten Halt geben: Allzu leicht besteht die Gefahr, sie dadurch in die Rolle des Tröstenden, des Verbündeten oder des Ersatzgesprächspartners bringen. Vermeiden Sie dies bitte. Denn das überfordert Ihre Kinder völlig und hindert sie daran, ihren eigenen Kummer zu bewältigen. Von Vorteil ist es, wenn enge Bezugspersonen der Kinder (z.B. Großeltern, Kita-Personal) über die Situation informiert sind. Dann können auch sie Ihre Kinder unterstützen, indem sie Verständnis vermitteln und mögliche Fragen beantworten.
Katharina Hadel
Erziehungsberaterin, Systemische Familientherapeutin und „Kess-erziehen“-Kurs-Referentin
Die kostenlose Broschüre „Eltern bleiben Eltern. Hilfen für Kinder bei Trennung Scheidung“ können Sie bestellen bei: „Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugend- und Eheberatung e.V." (DAJEB)