Diesen Sommer wollen wir mit einer befreundeten Familie verreisen. Unsere Kinder sind alle in einem ähnlichen Alter (zwischen 3 und 8 Jahren). Wir haben ein großes Ferienhaus gemietet, in dem es genug Platz für zwei Familien gibt. Wir freuen uns sehr darauf – hoffen aber, dass alle davon profitieren. So wünschen sich mein Mann und ich auch Zeit füreinander. (Silke, 32)
Wie schön, dass Sie zusammen mit Ihren Lieblingsmenschen in den Urlaub fahren können! Nach der anstrengenden und kräftezehrenden Coronazeit tut es sicher besonders gut, endlich wieder unbeschwert miteinander unterwegs zu sein. Damit alle auf Ihre Kosten kommen, lohnt es sich, schon vor dem Urlaubsstart ein paar Absprachen zu treffen. Denn: gerade wenn kleine Kinder dabei sind, gilt es, die unterschiedlichsten Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen. Schließlich sollen alle sich wohlfühlen! Wir haben für Sie eine kleine Checkliste zusammengestellt, damit der gemeinsame Familienurlaub gelingt.
Was stellen sich die Kinder vor? Was genau möchten Ihre Freunde? Diese Fragen können Sie ganz spielerisch angehen. Etwa bei einem gemeinsamen Picknick, einige Zeit vor dem Ferienstart. Jede und jeder sagt oder malt, was sie oder er im Urlaub gerne machen möchte. Zunächst sind die Kinder dran: Schwebt Ihnen ein Ausflug an ein bestimmtes Ziel vor? Ein Lieblingsessen? Gemeinsame Spielerunden? Und dann die Erwachsenen: Wer braucht wann Zeit für sich - oder als Paar? Da Sie gemeinsam verreisen, können Sie sich gegenseitig Auszeiten verschaffen: Für ein Nachmittagsschläfchen. Ein Essen im Restaurant zu zweit. Oder einen Frauen- bzw. Männer-Spaziergang. Lassen Sie die Gedanken schweifen und überlegen Sie, was Ihnen gut tun könnte …
Auch das Thema Konflikte sollten Sie im Vorfeld in den Blick nehmen. Sprechen Sie mit den Kindern darüber, wie sie sich verhalten können, wenn es mal Zoff gibt. Das Gleiche gilt natürlich auch für Sie als Erwachsene: Was hilft Ihnen dabei, eine schwierige Situation zum Guten zu wenden? Sie können sogar soweit gehen und – mit einem Augenzwinkern – gemeinsam ein Worst-Case-Szenario entwickeln. Überlegen Sie in aller Ruhe, was Sie tun können und möchten, wenn es zum Streit kommen sollte.
Einige organisatorische Dinge können Sie gut vor dem Urlaub regeln: Wer welches Zimmer bekommt. Wer wann auf die Kinder aufpasst und wer wann freie Zeit hat. Hilfreich ist es, während der Reise mit dem eigenen Plan nicht zu streng zu sein. Rechnen Sie einfach damit, dass alles auch ganz anders kommen kann. So haben Sie weder zu hohe Erwartungen an Ihre Freunde noch an sich selbst.
Reservieren Sie am Urlaubsort alle paar Tage ein halbes Stündchen dafür, um zusammen zu schauen, ob alle zufrieden sind – oder was noch verändert werden sollte. Es ist sinnvoll, diese Feedback-Runden positiv zu beginnen:
Das mag zunächst sperrig klingen. Doch eine solche Komplimente-Runde macht einfach gute Laune! Als nächstes können Sie gucken, was für die folgenden Tage ansteht und wer welche Aufgaben übernimmt. Beziehen Sie auch die Kinder in diese Runde mit ein. Denn: für die Kids ist es ein schönes Gefühl dazuzugehören und den Urlaub mitzugestalten.
Falls es Streitereien gab oder jemand unzufrieden ist, lässt sich auch das in der gemeinsamen Runde regeln. Dazu sollte jede und jeder (die*den es betrifft) erst einmal sagen dürfen, wie es ihr*ihm geht und wie sie*er sich fühlt. Ohne dass die anderen dies bewerten oder kommentieren. Erst anschließend geht es daran, gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Ihre Feedback-Runde können Sie mit einem leckeren Essen, einem Spiel oder etwas anderem Schönen beenden.
Sabine Maria Schäfer
Erziehungsberaterin, systemische Familientherapeutin und "Kess-erziehen" - Kurs-Referentin
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