In der Kita unseres Sohns Emil (5 Jahre) sollen die Kinder jetzt selbst entscheiden, ob bzw. was sie essen und ob sie bei kaltem Wetter eine Jacke anziehen oder nicht. Inzwischen will unser Sohn auch zuhause überall mitbestimmen. Aber es gibt doch auch Grenzen! Wie sollen wir uns da verhalten? (Sonja, 24 Jahre & Marten, 26 Jahre)
Partizipation in der Familie
Für Kinder ist es wichtig, mitbestimmen zu dürfen und Einfluss nehmen zu können – also zu „partizipieren“. Erfahren Kinder schon frühzeitig, dass auch ihre Meinung zählt und respektiert wird, lernen sie, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Wenn Sie als Eltern sich für die kindlichen Bedürfnisse, Wünsche und Ansichten interessieren, legen Sie damit einen wichtigen Grundstein für ein gesundes Selbstwertgefühl.
Kinder ernst nehmen
Situationen, in denen Kinder – ohne verständliche Erklärungen – (scheinbar) willkürliche Verbote erfahren oder abgewertet werden, verwirren Kinder oder lassen sie traurig bzw. wütend zurück. Dazu gehören auch Aussagen wie: „Du machst, was ich sage“ oder: „Du isst, was auf den Teller kommt“. Bei Kindern, deren Bedürfnisse und Sichtweisen häufig nicht ernst genommen werden, besteht zudem die Gefahr, dass sie sich irgendwann zurückziehen oder sich verweigern.
Kinder unterstützen
Manchmal entstehen innerhalb der Familie Meinungsverschiedenheiten, weil unterschiedliche Vorstellungen aufeinandertreffen. Das ist ganz normal! An solchen Konflikten, bei denen Sie als Eltern einerseits Grenzen aufzeigen und andererseits Ihrem Kind den Raum lassen sich einzubringen, kann das Kind wachsen und reifen.
Kinder beteiligen
Wichtig ist generell, Ihr Kind so viel wie möglich in Entscheidungsprozesse miteinzubeziehen, die es selbst betreffen – und es gleichzeitig vor Folgen zu schützen, die es selbst noch nicht absehen kann. Grenzen sind auf jeden Fall dort zu setzen, wo Ihr Kind (oder andere) sonst zu Schaden kommen würden. Das ist manchmal keine leichte Entscheidung. Es lohnt aber, bestehende Regelungen immer mal wieder zu hinterfragen und Ihr Kind altersgerecht in Entscheidungen mit einzubeziehen.
Dr. Sandra Mirbek
Heilpädagogin, Motologin, Systemische Beraterin und Dozentin an verschiedenen Hochschulen