Mein Mann und ich haben beschlossen, uns zu trennen. Bisher konnten wir schlimmere Streitereien vor unseren Kindern Maja (5 Jahre alt) und Simon (9 Jahre alt) vermeiden. Trotzdem haben die beiden vermutlich bemerkt, dass etwas nicht stimmt. Nun will mein Mann allerdings ausziehen. Wie können wir das unseren Kindern sagen, ohne ihnen weh zu tun? (Katja, 39 Jahre)
Trennt sich ein Elternpaar, ist das ein tiefer Einschnitt und eine große Veränderung für alle Familienmitglieder. Möglicherweise fühlen die Kinder sich insbesondere im Hinblick auf ihr soziales Grundbedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit verunsichert. Das kommt aber auch in anderen Situationen vor: Etwa beim Kita- und Schulwechsel oder beim Tod eines nahen Angehörigen. Ob - und wie sehr - Kinder unter der Trennung leiden, hängt in erster Linie von den Eltern ab. Wichtig ist, dass Sie die Bedürfnisse Ihrer Kinder aufmerksam wahrnehmen und im Blick behalten.
Ist die Entscheidung sich zu trennen einmal gefallen, planen Sie das Gespräch mit Ihren Kindern. Hilfreich kann es sein, die Situation vorher gedanklich durchzuspielen:
Ihre Kinder brauchen die Sicherheit, Ihnen und Ihren Worten vertrauen zu können. Seien Sie daher im Gespräch ehrlich und aufrichtig! So verstehen Ihre Kinder am ehesten die Endgültigkeit Ihrer Entscheidung. Sie müssen nicht alles erzählen (das tun Sie auch besser nicht). Aber was Sie erzählen, sollte wahr sein. Machen Sie klar, dass Sie beide Ihren Kindern auch künftig als Mutter und Vater zur Seite stehen werden.
Besonders wichtig ist es, Ihren Kindern zu vermitteln, dass sie für die Trennung keine Verantwortung tragen. Kinder sind, entwicklungspsychologisch bedingt, insbesondere im Vorschulalter ichbezogen eingestellt. Das heißt: Sie neigen dazu, sich selbst für das, was in ihrer Umwelt geschieht, zu beschuldigen. Je deutlicher Sie als Eltern den Vorgang der Trennung erläutern, desto eher verhindern Sie, dass Ihre Kinder sich eine Geschichte ausdenken (müssen), in der sie selbst die Rolle des*der Verantwortlichen spielen.
Geben Sie Ihren Kindern während des Gesprächs ausreichend Raum, ihre eigene Meinung und ihre Gefühle zu äußern. Tränen sind erlaubt! Und auch, mit anderen vertrauten Personen über die Situation sprechen zu dürfen. Vergewissern Sie sich, ob Ihre Kinder alles verstanden haben und bleiben Sie jederzeit für Fragen ansprechbar.
Ist eine*r von Ihnen beiden von vornherein nicht gut drauf oder fängt an, wütend zu werden, vertagen Sie das Gespräch bzw. unterbrechen Sie es! Mit authentischen Ich-Botschaften können Sie erklären, wie es Ihnen geht, warum Sie lieber unterbrechen oder zu einem anderen Zeitpunkt einen neuen Versuch starten möchten:
Jana Strahl
Pädagogische Referentin in der Erwachsenen- und Familienbildung, Kess-erziehen- Referentin.
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Von: Remo H. Largo und Monika Czernin
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