Ich hatte vor kurzem eine Fehlgeburt. Unsere Kinder (3 und 6 Jahre) wussten von der Schwangerschaft. Wir haben uns alle auf das Baby gefreut. Wie können wir unsere Kinder gut dabei unterstützen, die Situation zu verarbeiten? (Elisabeth, 36 Jahre)
Eine Fehlgeburt ist ein sehr trauriges Ereignis für Sie als Eltern. Sorgen Sie daher gut für sich selbst und holen Sie sich Hilfe, wenn Sie sich überfordert fühlen. Für Ihre Kinder ist die Situation schwer zu begreifen, weil sie ihr Geschwisterchen nicht „fassbar“ erleben konnten. Je nach Alter verstehen Kinder den Tod sehr unterschiedlich. Unter drei Jahren denken sie, der Tod wäre etwas, was wieder vorbeigeht. Drei- bis Sechsjährige glauben, sie selbst oder andere könnten den Tod beeinflussen und rückgängig machen. Erst im Grundschulalter entwickeln Kinder nach und nach ein Verständnis dafür, dass der Tod etwas Endgültiges ist und jeder Mensch sterben muss.
Anfänglich brauchen Kinder Fantasiebilder, um den Tod zu begreifen, zum Beispiel: den Tod als Figur, die die sterbende Person abholt. Kindgerechte Erklärungen unterstützen sie dabei, zu verstehen, was Sterben und Tod bedeuten. Weichen Sie den Fragen Ihrer Kinder nicht aus, sondern antworten Sie offen und altersgerecht. Und: Seien Sie nicht verwundert, wenn Ihre Kinder Sie nach der praktischen Seite des Sterbens fragen. Das ist normal. Es gibt gute Bilder- und Kinderbücher, die Ihnen als Eltern dabei helfen, das Thema anzusprechen und zu erklären.
Kinder trauern anders als Erwachsene. Sie leben im Hier und Jetzt. Daher zeigt sich ihre Trauer häufig spontan, unerwartet und in verschiedenen Facetten. Manchmal weinen sie - und sind im nächsten Augenblick wieder fröhlich. Diese unbeschwerten Phasen sind ein natürlicher Schutz vor seelischer Überbeanspruchung. Ebenso kann es sein, dass Kinder sich zurückziehen oder sich aggressiv verhalten. Für viele Erwachsene ist das schwer nachvollziehbar. Lassen Sie dennoch alle Gefühle Ihrer Kinder zu - auch wenn sie Ihnen auf den ersten Blick unpassend scheinen – und reagieren Sie verständnisvoll.
Katharina Hadel
Erziehungsberaterin, Systemische Familientherapeutin und „Kess-erziehen“-Kurs-Referentin
Die geschulten Mitarbeitenden der kostenfreien Telefonseelsorge haben rund um die Uhr ein offenes Ohr für Sie: Tel. 0800 / 111 0 111
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