„Mama, musst du auch sterben?“ Mit dieser Frage überrumpelte mich meine Tochter Sarah (4 Jahre) kürzlich. Ich wusste gar nicht, was ich antworten sollte. Irgendwie tat diese Frage weh und ich wollte mich nicht mit dem Thema beschäftigen. Ich antwortete schnell und knapp mit „Ja“ und lenkte Sarah vom Thema ab. Wie kann ich da in Zukunft anders reagieren? (Maria, 28)
Niemand beschäftigt sich gerne mit den Themen Tod und Sterben. Denn damit verbunden sind immer Leid, Trauer, Schmerz und Ohnmacht. Wir wollen unsere Kinder schützen und alles Leidvolle von ihnen fernhalten. Doch wenn es um Tod und Sterben geht, kommen wir an unsere Grenzen. Wir erleben uns dabei machtlos und fühlen uns ausgeliefert. Wir werden mit diesem Thema konfrontiert, ob wir wollen oder nicht. Auch wenn wir versuchen, dem Ganzen aus dem Weg zu gehen, werden wir doch irgendwann dazu gezwungen uns damit auseinanderzusetzen.
Leid wahrnehmen
Gerade jetzt erreichen uns viele Bilder und Botschaften aus Kriegsgebieten dieser Welt. Unsere Kinder werden unweigerlich damit konfrontiert. Dazu kommen vielleicht noch Schicksalsschläge aus dem familiären Umfeld. Das alles von unseren Kindern fernzuhalten, ist unmöglich. Tod und Sterben gehören zu unserem Leben dazu.
Fragen zulassen
Da ist es nur gut, wenn wir die Fragen der Kinder zulassen, uns zusammen mit den Kindern diesem Thema stellen. Wir müssen dabei keine fertigen Antworten liefern. Wir Eltern dürfen ruhig zugeben, dass wir diesbezüglich auch sprachlos sind. Wenn wir uns auf die Seite fragender Kinder stellen und zusammen mit ihnen Antworten suchen, stärken wir sie in der Auseinandersetzung mit unangenehmen Themen. Wir stoßen dabei einen Denkprozess an, der versuchen will, das Ganze zu verstehen.
Gespräche über den Tod
In diesem Zusammenhang habe ich noch die Frage meines Sohnes (4 Jahre) im Ohr, als mein Vater, also sein Opa, verstorben ist: „Warum ist Opa-Hansi gestirbt?“ Mein Sohn hat erlebt, dass das Leben der Menschen endlich ist. Und er wollte wissen, warum das so ist. Wir haben uns darüber ausgetauscht und ein spannendes Gespräch geführt. Natürlich hat er dann eins und eins zusammengezählt und mich gefragt, ob ich auch einmal sterben müsse. Er nahm mein „Ja“ einfach so hin und widmete sich wieder seinen Spielsachen. Er versuchte, das Ganze zu verstehen und zu begreifen.
Gibt es einen „Himmel“?
Doch dann ploppte eine neue Frage auf: „Wo ist der Opa-Hansi jetzt?“ Ich gab die Frage zurück, indem ich ihn fragte, was er dazu denke. Er überlegte kurz und sagte: „Im Himmel!“ Er brachte nun die religiöse Dimension ins Gespräch hinein. Und es war klasse zu erfahren, wie er sich den Himmel vorstellt. Für ihn ist es ein Ort, wo man spielen kann, was man will, wo immer die Sonne scheint und wo es auch Süßigkeiten gibt. „Dann geht’s ja dem Opa-Hansi jetzt gut!“, stellte er fest und ging wieder zum Spielen. Mit seiner Antwort schenkte mein Sohn mir Trost und gab mir Kraft für meine Trauer.
Umgang mit Trauer & Schmerz
Die Vorstellung von seinem „Himmel“ und unser Gespräch halfen ihm und auch mir, mit der Trauer und dem Schmerz umzugehen. Er hatte für sich einen Weg des „Handelns“ gefunden: Fragen stellen, darüber reden, eine Idee von „Himmel“ entwickeln und sich selbst damit trösten. Er hat der Ohnmacht getrotzt und gehandelt!
Verstehen, handeln, Sinn finden
Zunächst geht es also ums „Verstehen“, dann ums „Handeln können“ und schließlich darum, einen möglichen Sinn in dem Ganzen entdecken zu können. Doch worin liegt der Sinn, einen lieben Menschen zu verlieren? – Keine Ahnung! Diese Frage lässt sich nur individuell beantworten:
Sich dem Thema Tod und Trauer zu stellen, die Fragen der Kinder zuzulassen und sich auf ihre fragende Seite zu stellen, hilft, schwere und leidvolle Situationen auszuhalten und durchzustehen. Die drei Aspekte „verstehen, handeln können, Sinn entdecken“ stärken unser gutes bzw. positives Lebensgefühl – trotz allem.
Ein Kursangebot für Mütter und Väter zum Thema religiöse Erziehung – auch online.
Eltern bekommen Anregungen, wie sie ihre Kinder in der seelischen Entwicklung und in spiritueller Hinsicht unterstützen können. Sie werden ermutigt, religiöse Themen aufzugreifen und gemeinsam mit ihrem Kind Antworten auf die großen Fragen des Lebens zu suchen.
Themen sind u. a.: Wo können wir Gott im Familienalltag begegnen? Wie kann uns und unseren Kindern der Glauben Halt geben?