Dienstag, 18:32 Uhr

Mai 2023

Wutanfall: Ohne Schimpfen reagieren

Wutanfall: Ohne Schimpfen reagieren
S.Kobold auf Fotolia

Mein Sohn Valentin (3 Jahre) spielt begeistert mit seiner Holzeisenbahn. Doch sobald der Zug entgleist oder eine Brücke einstürzt, wird er wütend und wirft alles in die Ecke. Meistens schimpfe ich dann und drohe, ihm sein Spielzeug wegzunehmen.  Allerdings wird seine Wut dadurch nur noch größer. Wie kommen wir aus diesem Teufelskreis heraus? (Ben, 27)

Sich zu fragen, was passiert da gerade und warum hat mein Kind so reagiert, ist schon der erste Schritt, um die Situation zu entschärfen. Wenn Sie merken, dass es auch in Ihnen brodelt, sagen Sie sich selbst: „Halt, stopp! Erst mal innehalten und durchatmen.“ Denn genau darum geht es:  Nicht gleich lospoltern, sondern zunächst genau hinschauen, wahrnehmen und vor allem hinspüren.

Was hinter der Wut steckt

Valentin wurde von seinen Gefühlen übermannt. Ihm ist etwas misslungen. Er ist gekränkt und enttäuscht. Er erlebt sich in diesem Moment als unfähig. Und genau das macht ihn wütend. Im Affekt packt er das Spielzeug und wirft damit um sich. So lässt er seine Wut raus. Klar: Das ist keine geeignete Strategie, mit seinem Ärger umzugehen. Doch es bringt nichts, ihm dann sein Fehlverhalten vorzuwerfen. Ganz im Gegenteil ...

Was wütende Kinder brauchen

Was Kinder in solchen Momenten brauchen, ist Verständnis und Unterstützung. Jetzt geht es darum herauszufinden, woher die Wut kommt. Es hilft dem Kind und auch uns Eltern, sich selbst und die Situation zu verstehen. Um die Wogen zu glätten, reicht es oft aus zu beschreiben, was ich als Mama oder Papa wahrnehme: „Oh je, da ist aber jemand richtig wütend und grantig!“ Dabei wende ich mich wertschätzend dem Kind zu. Gehe auf Augenhöhe und suche den Blickkontakt. Ich versuche zu erklären, weshalb es wütend geworden ist. Gleichzeitig mache ich deutlich, dass man in solch einer Situation genau so fühlen darf: „Das hat gerade nicht geklappt, wie du dir das vorgestellt hast. Du bist enttäuscht darüber. Es ist okay, deswegen sauer zu sein.“

Gefühle wahrnehmen und benennen

Dahinter steckt die Tatsache: Gefühle, die nicht sein dürfen, drängen sich immer wieder auf. Und Gefühle, die sein dürfen, gehen mit der Zeit. Das unterstützende Verhalten der Eltern hilft dem Kind. Es fühlt sich verstanden: Seine Gefühle und Gedanken werden wahr- und ernstgenommen. Es erlebt, dass nicht gegen sein inneres Empfinden gehandelt wird. Das Kind wird ermutigt, Gefühle zuzulassen: „So wie ich fühle, so darf ich fühlen!“ Außerdem lernt es dabei, Emotionen zu benennen. Die Fähigkeit über Gefühle zu reden, sie sprachlich auszudrücken, wird gestärkt. 

Wege aus der Wut

Doch wie gehen wir nun mit dem umherfliegenden Spielzeug um? - Natürlich braucht es da Handlungsalternativen. Wichtig zu wissen: Wut darf sein! Und sie muss irgendwie raus. Zunächst sorge ich als Mutter oder Vater dafür, dass mein Kind sich verstanden fühlt. Der zweite Schritt ist, mit dem Kind zu besprechen, wie es mit seiner Wut umgehen kann. Anstatt Spielzeug zu werfen, hilft es vielleicht, einmal laut zu schreien oder kräftig auf ein Kissen zu schlagen.

Sebastian Wurmdobler
Gemeindereferent und Kess-erziehen-Kursleiter 

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