Donnerstag, 15:51 Uhr

Juli 2024

Kinderfreundschaften: „Willst du mein Freund sein?“

Kinderfreundschaften: „Willst du mein Freund sein?“
Seventyfourimages auf Envato Elements

Beim Abendessen wollte ich mit meinem Sohn Elias (4 Jahre) klären, mit wem er in dieser Woche gerne spielen möchte. Als ich auf Jana, eine seiner besten Freundinnen, zu sprechen kam, meinte er nur: „Nö, die ist nicht mehr meine Freundin“. Das hat mich ein wenig betroffen gemacht und ich wollte natürlich wissen, was passiert ist. Doch für ihn ist das alles kein Problem. (Henrike, 35 Jahre)

Verständlich, dass Sie betroffen reagieren. Denn: Für uns als Erwachsene bedeuten Freundschaften etwas anderes als für Kinder – sie haben eine andere Qualität. Für uns sind Freundinnen und Freunde wichtige Vertrauenspersonen: Menschen, denen ich mich voll und ganz öffnen kann. Menschen, die mir zur Seite stehen, wenn ich Unterstützung, Hilfe oder Trost brauche. Doch diese Art der Freundschaft entwickelt sich erst später, vor allem in der Pubertät. Sie können also ganz beruhigt davon ausgehen: Für Ihren Sohn gibt es kein Problem, er hat ja noch andere Freunde und Freundinnen. Nur Jana und er haben sich gerade „entfreundet“. Was aber überhaupt nicht in Stein gemeißelt sein muss. Vielleicht sind die beiden bald schon wieder ganz eng miteinander …

Konflikte lösen, Kompromisse eingehen

Kinderfreundschaften kommen und gehen, manchmal von einem Tag auf den anderen. Dennoch ist es unentbehrlich für die kindliche Entwicklung, Freunde und Freundinnen zu haben. Durch ihre Freundschaften lernen Kinder, wie man miteinander umgeht, teilt und kommuniziert. Im gemeinsamen Spiel lernen sie, Konflikte zu lösen, Kompromisse einzugehen und einen Konsens zu finden. Diese Fähigkeiten sind für ihr ganzes Leben wichtig.

Empathie und Mitgefühl entwickeln

Freunde und Freundinnen geben einander das Gefühl dazuzugehören, wichtig zu sein und Bedeutung zu haben. Die Erfüllung dieser sogenannten sozialen Grundbedürfnisse stärkt das Selbstwertgefühl. Durch die Interaktion mit ihren Freunden und Freundinnen entwickeln Kinder zudem Empathie und Mitgefühl. Sie lernen, sich in die Lage anderer zu versetzen und deren Gefühle zu verstehen.

Kreativität und Fantasie anregen

Das Spielen mit Freunden und Freundinnen regt die Kreativität und Fantasie an. Kinder denken sich gemeinsam Geschichten und Spiele aus, die ihre Vorstellungskraft erweitern. Dazu ein Beispiel aus meinem Alltag: Kürzlich habe ich Kinder erlebt, die einen kleinen Flohmarkt mit Spielstationen vor ihrer Haustür auf die Beine gestellt haben. Es war beeindruckend, was da alles besprochen, ausprobiert, angedacht, verworfen, gestaltet und organisiert wurde.

Kinder ahmen einander nach

Ein weiterer wichtiger Aspekt von Freundschaften zwischen Kindern ist das voneinander Lernen. Kinder beobachten sehr genau, was andere tun und können. Genau das wird dann nachgeahmt. Dies fördert und entwickelt neue Interessen und Fähigkeiten. Bei meinem eigenen Sohn habe ich das letztens beobachtet: Im Schwimmbad hat er ein Mädchen kennengelernt, das tauchen kann. Weil seine „neue Freundin“ das kann, beschäftigte er sich plötzlich auch damit. Zuvor hatte ich erfolglos versucht, ihn zum Tauchen zu motivieren. Und jetzt kann er tauchen und traut sich, ins Wasser zu springen!

Freundschaften schließen

Die Begegnung mit dem tauchenden Mädchen war auch noch aus einem anderen Grund interessant: Als Beispiel dafür, wie schnell Kinder Freundschaften schließen. Gerade mal 10 Minuten dauerte es, bis die Taucherin seine neue Freundin war, die er sogar zu seinem Geburtstag einlädt. Wir Eltern hingegen haben uns nur miteinander bekannt gemacht. Ja, wir haben uns gleich gut verstanden und sind uns sympathisch. Doch von Freundschaft ist da noch keine Rede!

Eltern können unterstützen

Allerdings spielt auch bei Kindern die Sympathie, die sie füreinander haben – oder eben nicht – eine Rolle. Freundschaften lassen sich nicht erzwingen. Und Freundschaften kann man auch nicht machen. Doch eins steht fest: Kinderfreundschaften sind sehr wichtig. Von daher sollten wir Eltern es unseren Kindern ermöglichen, Freunde und Freundinnen kennenzulernen und Freundschaften zu pflegen.


Sebastian Wurmdobler
Gemeindereferent und Kess-erziehen-Kursleiter

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